Begegnung und Teilhabe sichtbar machen - Ausstellung zeigt soziale Orte in Gießen und Wetzlar
Viele Kontakte entstehen im Berufsalltag – beim kurzen Austausch in der Küche, beim gemeinsamen Projekt, beim zufälligen Gespräch auf dem Flur. Doch was passiert, wenn dieser Rahmen wegfällt? Für Menschen ohne Arbeit bedeutet der Verlust des Arbeitsplatzes oft auch den Verlust sozialer Begegnungen. Die Ausstellung „Sichtbar machen – soziale Orte in Gießen und Wetzlar“ zeigt nun bis zum 28. November 2025 im Gießener Rathaus, wo soziale Teilhabe außerhalb des beruflichen Umfeldes stattfinden kann.
Am Freitag, 14. November 2025, wurde die Ausstellung im Atrium des Rathauses feierlich eröffnet. Sie präsentiert die Ergebnisse eines Kulturprojekts der Arbeitsloseninitiative Gießen e. V. (ALI) und der Arbeitsloseninitiative im Lahn-Dill-Kreis (WALI) e. V., gefördert vom gemeinsamen Kulturfonds Gießen-Wetzlar. Musikalisch begleitet wurde der Abend von der Mrs. & Mr. Johnny DeVille Bluesband.
Die Motive für die Ausstellung wurden gemeinsam mit Betroffenen ausgewählt. Rund 50 Frauen und Männer machten sich in Gießen und Wetzlar mit der Kamera auf den Weg und stellten sich dabei unterschiedlichen Fragen: Wo begegnen sich Menschen jenseits offizieller Einrichtungen? Wo wird einander geholfen, wo entsteht Gemeinschaft, wo findet man Ruhe oder neue Kraft? „Die Menschen haben Orte festgehalten, an denen aus ihrer Sicht soziales Leben möglich wird. Das sind Orte mitten aus dem Leben. Orte der Menschen. Diese Ausstellung soll sie von unten ins Zentrum der Aufmerksamkeit holen“, ordnete Richard Kunkel, Vorsitzender der ALI, ein. Es entstanden über 2.000 Fotografien von Orten, Menschen und Situationen. Die Teilnehmenden entwickelten Szenen, führten Gespräche mit Menschen vor Ort und sammelten Zitate, die später für die Bildtexte verwendet wurden. Das Ergebnis sind 28 Plakate, zu sehen sind beispielsweise Parks, Gaststätten oder Freizeiteinrichtungen.
Auch Wetzlars Kulturdezernent und Stadtrat Jörg Kratkey würdigte in seinem Grußwort die Ausstellung: „Die Fotografien zeigen Orte der Solidarität, des Miteinanders, der Begegnung und der Vielfalt, aber auch Situationen: Was fühle ich an einem Ort? Was macht ihn zu einem sozialen Ort? Die Ausstellung macht das sichtbar.“
Die Ausstellung ist ausdrücklich als Mitmachprojekt angelegt: Alle Menschen, die in Gießen oder Wetzlar leben, arbeiten oder sich hier aufhalten, sind eingeladen, ein Foto ihres eigenen sozialen Ortes beizusteuern. Auf einigen Stellwänden ist noch Platz, um ein eigenes Bild anzubringen. „Ob Parkbank, Marktplatz, Nachbarschaftstreff oder ein ganz persönlicher Rückzugsort – gefragt sind Orte, an denen soziale Momente entstehen“, erklärt Richard Kunkel.