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28.05.2021

Professor Lesch: Vertrauen und regionale Netzwerke sind bestes Mittel gegen Unsicherheit

Bei Mitgliederversammlung des Vereins Mittelhessen sprach der Astrophysiker und Wissenschaftsjournalist über „Unberechenbarkeit“ in Zeiten von Pandemie und Klimawandel 

Wenn die Mitgliederversammlung eines Vereins online stattfinden muss, machen Inhalte oft den Unterschied. Das galt auch vor kurzem anlässlich des jährlichen Treffens des Vereins Mittelhessen, bei dem neben den Berichten zu Aktivität und Finanzen vor allem der Gastbeitrag von Prof. Dr. Harald Lesch, im deutschen Sprachraum bekannt durch die Sendung „Leschs Kosmos“, im Zentrum stand. „Unberechenbar - das Leben ist mehr als eine Gleichung“ lautete sein Thema – nach dem gleichnamigen Buch des Wissenschaftsjournalisten. Neben der allgegenwärtigen Pandemie fand die titelgebende These in Leschs Vortrag auch bei einer anderen zentralen Herausforderung Anwendung: dem Klimawandel.  

Natürlich ging es nach der Begrüßung durch den Vereinsvorsitzende Dr. Christoph Ullrich in Leschs Rede im Hinblick auf das Thema Unberechenbarkeit zunächst um Covid-19: Kein Mensch habe mit diesem Verlauf der Pandemie und einen derartigen „Einschlag“ gerechnet, sagte der in Mücke aufgewachsene Wissenschaftsjournalist – trotz der Warnungen von Epidemiologen. Doch dass leistungsfähige Präventionsmittel wie der auch in Marburg von Biontech produzierte mRNA-Impfstoff so schnell zur Verfügung stehe, sei eine „tolle Nachricht“. Durch die Impfung würden die Dinge wieder planbarer. Doch: „Die neue Normalität wird anders sein“, betonte Lesch. Grund sei der Klimawandel.  

Sein gemeinsam mit dem Theologen und Philosophen Prof. Dr. Thomas Schwartz verfasstes Buch trage die Unberechenbarkeit im Titel; so stelle sich die Frage, „wie man trotzdem vernünftig handeln kann“. Der Klimawandel sei längst da, das wüsste nicht nur die Münchner Rückversicherung – die Versicherung der Versicherer – schon länger. „Wir haben also eine Herausforderung, auf die wir reagieren müssen.“ Auch das Bundesverfassungsgericht habe im Wahljahr ein vielbeachtetes Urteil gefällt, in dem es das Klimaschutzgesetz in Teilen für verfassungswidrig erklärte – weil es das Klima nicht ausreichend schütze.   

Es muss sich also etwas tun, doch wie? „Wir werden aus den fossilen Energien raus müssen“, wie auch in Mittelhessen an den zahlreichen Windrädern zu sehen sei. Für die Politik stelle sich da die Frage, welche Rahmenbedingungen geschaffen werden müssen, damit diese Transformation möglichst reibungslos funktioniere. „Es muss einen möglichst sanften Übergang geben“, bei dem sich auch die Frage stelle: „Ist das überhaupt finanzierbar?“ Bemerkenswert sei in diesem Zusammenhang, wie sich in der vergangenen 15 Monaten „die öffentliche Hand bis zur Oberkante Unterlippe verschuldet hat“, um die Gesellschaft als Ganzes zu schützen und unter anderem das Gesundheitssystem vor allem für die Schwächeren leistungsfähig zu halten.   

Beim transformativen Handel gehe es also darum, Rahmenbedingungen durch die Politik zu schaffen, damit die Akteure darin „hinreichend planbar“ agieren können – und zwar in einer Situation, in der unklar sei, ob diese Pläne auch ausreichen. Das „Unberechenbare“ sei eben ein Teil dieser komplexen Welt, sagte Lesch als „Spezialist für komplexe Systeme“. Und „für komplexe Probleme gibt es keine einfachen Lösungen.“  

Einer Institution wie dem Regionalmanagement käme in diesen transformativen Zeiten so eine besondere Rolle zu. Denn Lesch plädiert dafür „mehr auszuprobieren“, das Ergebnis zu prüfen und gegebenenfalls nachzukorrigieren. Im Regionalen findet „alles vor Ort statt“, könnten Aktionen schneller wahrgenommen und durchgeführt werden. „Kommunale und regionale Netzwerke seien daher wichtig. Auch damit Demokratie stabil bleiben kann und Menschen „nicht abgehängt werden“. Denn das „Handeln in transformativen Zeiten“ kann schnell unüberschaubar und ungewiss werden – Bedingungen, die Menschen dazu verleiten können, sich zu radikalisieren.  

Um „durch unsichere Zeiten gemeinsam gut durchzukommen“ sei das Regionale daher wichtig, denn die Akteure kennen sich in diesem Umfeld meist persönlich und haben über Jahre Vertrauen zueinander aufgebaut. „Auch das hat etwas mit Überschaubarkeit zu tun.“ Wichtig sein dann auch, „einmal gemeinsam zu feiern“ und zurückzublicken, wenn ein Meilenstein erreicht sei. „Das ist gerade in unberechenbaren Zeiten wichtig.“ In diesem Zusammenhang und mit Blick auf Mittelhessen sei dem Wissenschaftler daher „nicht Bange“. Die Region präge eine Ruhe und ein Selbstbewusstsein, das in diesen unsicheren Zeiten absolut richtig sei.

 

Das Regionalmanagement Mittelhessen stärkt und vermarktet den Wirtschafts- und Hochschulstandort in der Mitte von Hessen. Der Schulterschluss aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik ist in den Themenfeldern Infrastruktur, Bildung und Fachkräfte sowie Forschung und Innovation tätig. 

In der Regionalmanagement Mittelhessen GmbH haben sich alle Handwerkskammern, Hochschulen, Industrie- und Handelskammern, Landkreise und die vier großen Städte mit dem Verein Mittelhessen zusammengetan, um Strategien für die Region zu planen und Projekte gemeinsam umzusetzen. 

Der Verein Mittelhessen ist das regionale Netzwerk und ein Gesellschafter des Regionalmanagements. Unter dem Vorsitz des Regierungspräsidenten Dr. Christoph Ullrich bringen sich über 270 Mitglieder in den regionalen Dialog ein, entwickeln Ideen und helfen bei der Umsetzung einer mittelhessischen Identität

 

Mehr zur Region und zum Regionalmanagement auf www.mittelhessen.eu 

 

Quelle: Regionalmanagement Mittelhessen GmbH

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