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06.07.2021

Ortsteile entdecken: Kleinlinden

Gießen ist viel mehr als nur die Kernstadt – in den Stadtteilen der Universitätsstadt gibt es ebenfalls eine Menge zu entdecken. In einer lockeren Reihe nimmt die Gießen Marketing GmbH die fünf Stadtteile einmal näher in Augenschein. Die GiMa stellt Lützellinden, Allendorf, Rödgen, Wieseck und Kleinlinden vor, gibt Ausflugstipps und weist auf Sehenswürdigkeiten hin. Im dritten Teil der Serie schauen wir uns Kleinlinden genauer an:

Porträt

Kleinlinden oder Linnes, wie die Einheimischen sagen, gehört landschaftlich zum nordöstlichsten Teil des Hüttenberger Landes und ist von der Lahnaue im Norden und der eiszeitlichen Lahnterrasse im Süden geprägt, was man eindrücklich merkt, wenn man mit dem Fahrrad die Frankfurter Straße Richtung Waldweide hochfährt. Der Stadtteil grenzt an die Kernstadt Gießen sowie an die Gemarkungen von Großen-Linden, Lützellinden, Allendorf und Heuchelheim. Die Ersterwähnung des Dorfes geht auf das Jahr 1269 zurück. In 2019 feierte Kleinlinden daher sein 750-jähriges Bestehen und veröffentlichte seine Geschichte und Geschichten in einer rund 400 Seiten starken Chronik. Die Ortsgeschichte wird von der Arbeitsgruppe Orts- und Vereinsarchiv Kleinlinden und dem Kulturkreis Kleinlinden aufbereitet. Der Kulturkreis war auch Herausgeber des Dorfblättchens „Linneser Backschiesser“, das rund 30 Jahre lang den Stadtteil mit Beiträgen zur Dorfgeschichte und dem aktuellen Geschehen in Kleinlinden versorgte.
Eingemeindet in die Stadt Gießen wurde Kleinlinden, wie Wieseck auch, am 1. April 1939.
Eine weitere typische Bezeichnung für Kleinlinden ist „Eisenbahnerdorf“. Durch den Ausbau mehrerer Bahntrassen in Ortsnähe wurden Mitte des 19.Jahrhunderts zahlreiche Arbeiter gebraucht. Diese fanden vor allem in Kleinlinden eine neue Heimat, was einen deutlichen Bevölkerungszuwachs für das damalige kleine Dorf bedeutete. Auch viele Sudetendeutsche siedelten sich nach dem Zweiten Weltkrieg in Kleinlinden an. Heute ist Linnes mit etwa 5000 Einwohnern der zweitgrößte Stadtteil Gießens.

Dinge, die man gesehen haben sollte

  • Evangelische Kirche Kleinlinden: Das hessische Kulturdenkmal ist eine einschiffige neuromanische Saalkirche mit Satteldach aus dem 19.Jahrhundert. Sie steht im alten Ortskern zwischen Frankfurter und Wetzlarer Straße und feierte ihre Einweihung am Reformationssonntag im Jahr 1866.
  • Streitkopf: Der Bildstein aus Basalt mit herausgearbeitetem Kopf und Hals aus der alten Linneser Kirche, die sich von 1613 bis 1862 an der Wetzlarer Straße befand, steht seit 2003 an der Straßenkreuzung Katzenbach/Zum Maiplatz vor dem heutigen, 1866 eingeweihten Gotteshaus. Vermutlich stammt der etwa 1000 Jahre alte Kopf ursprünglich aus der Kirche der ausgegangenen Siedlung Selters bei Gießen, die 1530 abgerissen wurde und in der Gegend zwischen heutiger Eisenbahn, Frankfurter Straße und Friedrichstraße stand. Der Ort Selters musste damals aufgegeben werden, als die Festung Gießen unter Landgraf Philipp ausgebaut wurde. Kleinlinden und Gießen gerieten dadurch in einen etwa 300 Jahre währenden Streit um die Weiderechte im ehemaligen Siedlungsgebiet von Selters. Erst 1840 konnte der Streit durch einen Vergleich beigelegt werden.
  • Erinnerungswäldchen: Das Wäldchen oberhalb des Hellbergs ist ein beliebter Ort für Spaziergänger. Mittlerweile befinden sich dort über 50 Bäume, die von den Linnesern zu besonderen Anlässen wie Geburten und Hochzeiten angepflanzt wurden. Verantwortlich zeichnet dafür der außergewöhnliche Verein „Bürger*innen der südlichen Vororte“, der in Kleinlinden auch scherzhaft „Bäumchensetzverein“ genannt wird. Das Erinnerungswäldchen liegt übrigens auf Allendorfer Gebiet.

Wanderung/Ausflugstipp

Da die Gemarkungsgrenzen von Kleinlinden relativ eng gesteckt sind, dehnen die Linneser ihre Spaziergänge gerne auf die Nachbargemarkungen aus. Beliebt ist das Erinnerungswäldchen oberhalb des Hellbergs auf Allendorfer Seite (siehe oben) oder das sehenswerte Naturschutzgebiet Bergwerkswald, das zu Gießen und zur Stadt Linden gehört. Das kleinräumige, vom Eisen- und Manganabbau geprägte Naturschutzgebiet Bergwerkswald verfügt über eine vielfältige, in der Region einmalige, Biotopstruktur. Einen kleinen Eindruck von Kleinlinden vermittelt auch ein sogenannter Digiwalk, der im Rahmen des 750-jährigen Jubiläums des Ortes von Schülerinnen und Schülern der Brüder-Grimm-Schule entwickelt wurde.

Anhören kann man sich den Walk kostenlos unter: www.digi-walk.de/walks/kleinlinden-historisch-entdecken. Im Sommer lohnt sich auch ein Ausflug zum Freibad Kleinlinden.

Besonderheit

Im stark von Autobahnbrücken und Eisenbahntrassen geprägten Kleinlinden findet man eine ungewöhnlich hohe Zahl an Street Art. Sogar die Jubiläumschronik von Kleinlinden widmet sich dem Thema in einem eigenen Kapitel. Vor allem die bekannten Gießener Street Art-Künstler „3Steps“ sind mit zahlreichen Arbeiten vertreten. Außergewöhnlich und ein architektonisches Highlight ist die unter Denkmalschutz stehende ehemalige Tankstelle an der Ecke Frankfurter Straße/Heide. Im Kernstadtbereich von Gießen lassen sich übrigens viele weitere hochwertige Zeugnisse der Graffiti-Kunst finden, die im Rahmen der River Tales Street Art Festivals von nationalen und internationalen Künstlern in Gießen geschaffen wurde.

 

Gießener Stadtteile

 

Quelle: Gießen Marketing GmbH

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