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Klimaangepasste Gartengestaltung

Durch die Auswirkungen des Klimawandels wie Hitze, Trockenheit und Starkregen steht auch die Gestaltung der begrünten Freiflächen von Grundstücken bzw. Gärten vor neuen Herausforderungen. Mit relativ einfachen Maßnahmen kann ein klimaangepasster und pflegeleichter Garten geschaffen werden, der als Lebensraum für zahlreiche Arten dient und die eigene mentale Gesundheit fördert.

Tipps und Informationen für eine klimaangepasste und artenreiche Grundstücks- und Gartengestaltung

Mit den veränderten klimatischen Gegebenheiten haben sich auch die Ansprüche an die Gartengestaltung geändert. Zahlreiche altbewährte Pflanzenarten haben unter den heutigen und zukünftigen Bedingungen ein schlechtes bis gar kein Entwicklungspotenzial. Überdies leiden auch zahlreiche Tierarten unter den veränderten Lebensbedingungen. Eine zusätzliche Bedrohung für die Artenvielfalt stellen der Verlust an Lebensraum durch Versiegelung, Abholzung von Bäumen, Umweltverschmutzung, Pestizide sowie invasive und überzüchtete Pflanzenarten dar. 

Die folgenden Maßnahmen zur klimaangepassten und artenreichen Gestaltung von Grundstücken oder Gärten sind einfach umzusetzen und erhöhen auch die eigene Lebensqualität.

Boden

Die Basis für ein gesundes Pflanzenwachstum ist ein gesunder Boden. Im natürlichen Boden leben unzählige Organismen. Sie tragen dazu bei, dass abgestorbene Pflanzenteile zersetzt und Nährstoffe zur Verfügung gestellt werden, gewährleisten eine gute Durchwurzelbarkeit und einen guten Wasser- und Lufthaushalt. Deshalb ist ein Boden nach dem Vorbild der Natur die beste Voraussetzung für einen lebendigen Garten. Hierfür empfiehlt es sich, folgende Punkte zu beachten:

  • Verdichtung vermeiden und schonend lockern
  • den Boden mit Mulch aus Gras oder Laub vor Austrocknung und Starkregen schützen
  • Kompost statt Torf oder Mineraldünger verwenden

Entsiegelung

Oftmals ist auf Grundstücken mehr Fläche versiegelt, als nötig. Für wenig- oder ungenutzte Flächen, wie Wege oder Randbereiche, bieten sich Alternativen an, die begrünt gestaltet werden können und die Versickerung von Niederschlagswasser ermöglichen. Mehr Infos: 

Hügel und Senken anlegen

Durch das Anlegen von kleinen Hügeln und Senken im Garten entstehen trockene und feuchte Bereiche. In den Senken kann sich die Feuchtigkeit länger halten, wodurch die Pflanzen vor Austrocknung bei Hitze und Trockenheit geschützt werden.

Regenwasser nutzen

Regentonnen oder Zisternen sind nützlich, um in Trockenperioden Gießwasser zur Verfügung zu haben und dadurch kostbares Trinkwasser zu sparen. Mehr Infos: Regenwassernutzung und Versickerung

Insektenfreundliche Blühfläche anlegen

Blühfläche © Birgit Helbig
Blühfläche © Birgit Helbig

Im Gegensatz zu kurz geschnittenem Rasen bieten Blühflächen viele Vorteile. Sie sehen nicht nur schön aus, sondern überstehen auch trockene Perioden besser und bieten Nahrung für zahlreiche Insekten. Wichtig hierbei ist es, dass eine heimische Mischung verwendet wird (erhältlich beim Amt für Umwelt und Natur).

Bäume erhalten und pflanzen

Baum Traubenkirsche © Kristine Rada - stock.adobe.com
Baum Traubenkirsche © Kristine Rada - stock.adobe.com

Besonders wichtig ist die Erhaltung von gesunden Altbäumen, da diese den größten Nutzen bringen. Sie bieten Schatten, produzieren Sauerstoff und sorgen zusätzlich durch Verdunstung für Abkühlung an heißen Tagen. Außerdem bieten sie eine Unterschlupf- und Nistmöglichkeit für Tiere. Bei der Neupflanzung von Bäumen empfiehlt es sich, sich von einer Fachperson beraten zu lassen, die die passende Baumart für die jeweiligen Standortbedingungen ermitteln kann. Auch hier bitte auf trockenresistente und insektenfreundliche Baumarten achten.

Stauden und Sträucher pflanzen

Stauden © Birgit Helbig
Stauden © Birgit Helbig

Die richtige Wahl der Pflanzen macht den Garten zu einem robusten und abwechslungsreichen Lebensraum. Zu empfehlen ist eine Vielfalt aus heimischen, trockenresistenten und insektenfreundlichen Arten. 

Gewässerlebensraum schaffen

Gartenteich © Birgit Helbig
Gartenteich © Birgit Helbig

Ein Teich im Garten dient als Lebensraum für gewässerliebende Arten, als Wasserquelle für Tiere in Trockenperioden und sorgt durch Verdunstungskälte für ein angenehmes Kleinklima. Um eine möglichst hohe Artenvielflat zu erhalten, ist die Anlage der folgenden Zonen sinnvoll:

Uferzone: flach abfallend (damit hineingefallene Tiere wieder herauskommen), Pflanzbeispiele: Wieseniris, Wiesenraute, Wasserdost.

Sumpfzone: bis 10 cm tief, Pflanzenbeispiele: Blut-Weiderich, Zwerg-Binse, Sumpfschwertlilie

Flachwasserzone: 10-40 cm tief, Pflanzenbeispiele: Wasserminze, Froschlöffel, Pfeilkraut

Tiefwasserzone: bis 120 cm tief, Pflanzenbeispiele: Seerosen, Kleine Teichrose, Tausendblatt

Mehr Infos: Naturnaher Gartenteich - Naturschutzbund Deutschland (NABU)

Hilfen für Gartenbewohner

Sandarium für Wildbienen

Sandarium für Wildbienen © Birgit Helbig
Sandarium für Wildbienen © Birgit Helbig

Dreiviertel aller Wildbienarten sind Erdnister, das heißt, sie nisten im Boden. Um ihnen Raum dafür zu geben, eignet sich ein Sandarium. Der Standort sollte vollsonnig sein. Der Inhalt des Sandariums besteht aus grobkörnigem Sand, Totholz und Bienen-Futterpflanzen.

Insektenhotel

Insektenhotel © fottoo - stock.adobe.com
Insektenhotel © fottoo - stock.adobe.com

Insektenhotels bieten eine Unterschlupf-, Nist- und Überwinterungshilfe für zahlreiche Insekten. Der Standort sollte sonnig und geschützt gewählt werden. Als Material empfiehlt sich Bambus, Schilf, Lehm und Totholz, hierbei allerdings kein Nadelholz, da dieses aufsplittern und zu Verletzungen der Tiere führen kann.

Vogeltränke

Vogeltränke © Heiner Witthake - stock.adobe.com
Vogeltränke © Heiner Witthake - stock.adobe.com

Eine Vogeltränke ist insbesondere während Hitzeperioden sinnvoll. Nicht nur durstige Vögel trinken daraus, auch Insekten finden hier das überlebenswichtige Nass. Die Vogeltränke sollte regelmäßig gesäubert werden, damit keine unerwünschten Mücken dort ihre Brutstätte finden.

Nistkasten

Nistkasten mit zwei Vögeln © Stef Bennett - stock.adobe.com
Nistkasten mit zwei Vögeln © Stef Bennett - stock.adobe.com

Der Standort für den Nistkasten sollte nach Nordosten ausgerichtet sein. Wenn der Nistkasten an einem Baum befestigt werden soll, bitte Aluminiumnägel verwenden, da diese den Baum nicht beschädigen. Da normale Nistkästen von Nesträubern geplündert werden können, empfiehlt es sich, ein waschbär- und mardersicheres Modell zu wählen.

Bauvorhaben und Begrünungssatzung der Stadt Gießen

Als pflegeleicht eingeschätzt wurden in den letzten Jahren oftmals "Schottergärten" angelegt, die sich jedoch mit der Zeit als pflegeintensive und schlichtweg leblose Gestaltungsmaßnahme erwiesen haben, die sich negativ auf das Stadtklima auswirkt. Immer mehr Städte, wie auch die Stadt Gießen, haben daher in den letzten Jahren Satzungen zum Verbot von Schottergärten eingeführt, um diesem Trend entgegenzuwirken und wieder mehr lebendiges Grün auf den wenigen dafür geeigneten Flächen im Siedlungsbereich zu erhalten. Die Begrünungssatzung der Stadt Gießen enthält Angaben zur Gestaltung der Freiflächen eines Grundstücks und den Inhalten eines qualifizierten Freiflächenplans.

Was ist ein Freiflächenplan?

Ein qualifizierter Freiflächenplan ist eine zeichnerische Darstellung der geplanten Gestaltung und Nutzung der Außenflächen eines Gebäudes. Hierzu zählt alles, was nicht durch das Gebäude bebaut ist, wie z. B. Wege, Parkplätze, Fahrradstellplätze, Müllstandort und Grünflächen. Der qualifizierte Freiflächenplan ist daher im Rahmen des Baugenehmigungsverfahrens zwingend notwendig, da aus ihm ersichtlich ist, ob das Bauvorhaben mit Vorschriften und Gesetzen im Einklang ist. Er wird von einem/einer Fachplaner/in erstellt und im Maßstab 1:100 dem Baugenehmigungsantrag beigefügt. Welche Angaben ein qualifizierter Freiflächenplan enthalten soll, wird in der Anlage der seit Juli 2024 in Gießen geltenden Begrünungssatzung der Stadt Gießen (s. o.) detailliert beschrieben. 

Hier beispielhaft eine Legende zur Darstellung wesentlicher grüner und befestigter Flächenanteile:

Legende_FFP
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