Als "überwältigendes Zeichen der Gießenerinnen und Gießener für die Verteidigung von Demokratie und Freiheit" hat Oberbürgermeister Frank-Tilo Becher die samstägliche friedliche Demonstration "Gießen wehrt sich! Nie wieder ist jetzt!" bewertet. Ein breites gesellschaftliches Bündnis hatte dazu aufgerufen, Becher hatte selbst gesprochen. Gekommen waren nach offiziellen Schätzungen der Versammlungsbehörde mehr als 13.000 Menschen.

"Der riesige Zuspruch hat mich zutiefst beeindruckt. Und dieses Gefühl hat ganz sicher jeden und jede der Teilnehmenden bestärkt und Mut gemacht: Wir sind viele und wir stehen zusammen, wenn unser offene, plurale und demokratische Gesellschaft bedroht wird", sagte das Stadtoberhaupt. "Das ist ein bisher einmaliges Ereignis, das wir seit Jahrzehnten in dieser Größenordnung in Gießen so nicht gesehen haben," so Becher. 

Er stellte gleichzeitig fest, dass die Teilnehmenden aus allen Bereichen der Gesellschaft gekommen seien - "weit über die Grenzen der ursprünglich mobilisierenden Gruppen hinaus: vielfältig in politischer und sozialer Heimat, in Alter, in Herkunft - einig aber in der Haltung: Gegen die Feinde von Demokratie und Freiheit. Das eint uns und zeigt uns, dass wir auch nur gemeinsam - jenseits aller Unterschiede - stark sind," so Becher. 

Vor allem deshalb appellierte er an alle an der öffentlichen Diskussion in der Stadt Beteiligten, in dieser Situation stets das Gemeinsame und nicht das Trennende zu suchen. "Das sind wir den mehr als 13.000 Menschen schuldig, die sich in Eiseskälte an dem Marsch am Samstag beteiligt haben. Das ist ein gemeinsamer Erfolg, den keiner für sich alleine verbuchen kann."

Damit reihe sich Gießen markant in die Liste der bundesweiten Städte ein, in denen der Keim der Wehrhaftigkeit gegen rechte Bündnisse und ihre Netzwerke neu und in großer Breite wachse.

"Ich wünsche mir aus ganzem Herzen, dass daraus eine stabile und den kommenden Herausforderungen trotzende stabile Pflanze wird. Gleichzeitig hoffe ich, dass die Rechtsextremisten schnell verstehen, dass sie nicht die Mitte unserer Gesellschaft und vor allem nicht in der Mehrheit sind. Dafür sind die Zeichen der Menschen, die sich in diesen Tagen überall in der Republik versammeln, unmissverständlich. Auch in Gießen."