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07.12.2023

Mittel- und Osthessen auf dem Weg zu MitteHessenTakt

Landkreise, Sonderstatusstädte und Verkehrsorganisationen beraten über bessere Vernetzung

Busse und Bahnen im dichten Takt und bestens vernetzt innerhalb und über die Grenzen der Gebietskörperschaften hinweg in Mittel- und Osthessen: Vertreter von Landkreisen, Sonderstatusstädten und Fachleute aus den Nahverkehrsorganisationen haben sich vor kurzem im Güterbahnhof Fronhausen getroffen, um über einen Ausbau und eine bessere Vernetzung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) in Mittel- und Osthessen zu sprechen und die bestehenden Kooperationen zu vertiefen. 

Landrätin Anita Schneider (Landkreis Gießen) und der Erste Kreisbeigeordnete Marian Zachow (Marburg-Biedenkopf) hatten eingeladen und Vertreterinnen und Vertreter aller Landkreise und Sonderstatusstädte, des Regierungspräsidiums Gießen sowie des Rhein-Main-Verkehrsverbunds (RMV) waren gekommen, um die Weiterentwicklung des vorhandenen Bus- und Bahnangebots zu einem MitteHessenTakt voranzudenken, darunter auch Wolfgang Schuster, Präsident des Hessischen Landkreistages und Landrat des Lahn-Dill-Kreises.

Neu ist nicht nur die verbesserte Kooperation, sondern auch die stärkere Einbindung der Region Osthessen. Ziel ist es, Angebotslücken zu definieren und kosteneffiziente Lösungen zu finden mit mehr Fahrten und optimierten Anschlüssen, besonders über Kreis-, Verbund- und Bundeslandgrenzen hinweg, um Bus- und Bahnfahren attraktiver zu machen.

„Zwischen Gersfeld und Limburg, zwischen Neustadt und Langgöns, zwischen Haiger und Alsfeld herrscht derzeit Aufbruchsstimmung im ÖPNV. Um die Bestrebungen aller zehn Gebietskörperschaften in Mittel- und Osthessen zu bündeln und Synergien zu schaffen, haben wir die Initiative ergriffen, um Akteure aus Politik und Fachwelt zusammenzuführen und in der Mitte Hessens gemeinsame und vernetzte Strukturen zu entwickeln“, sagte die Gießener Landrätin Anita Schneider. 

„Mittel- und Osthessen haben vieles gemeinsam: nicht nur, dass beide Regionen weder einen Halt an der nordhessischen RegioTram noch an der S-Bahn Rhein-Main haben, sondern sie teilen auch ein doppeltes Verkehrsbedürfnis: Einerseits braucht man schnelle Verbindungen in die Ballungsräume Rhein-Main und Kassel, andererseits gute Verbindungen innerhalb der Region(en), die zunehmend zusammenwachsen und nicht zuletzt aufgrund der eng kooperierenden Hochschulen auch hohen Bedarf an wechselseitigen Verkehrsverbindungen haben“, erläuterte Marian Zachow. 

Die gemeinsame Initiative stieß bei allen Beteiligten auf große Zustimmung. Dass die Mitte Hessens, die in den letzten Jahren von großer Dynamik und Innovationskraft geprägt sei, auch ein vernetztes und intelligentes öffentliches Verkehrsangebot braucht, war für alle Teilnehmer klar. Deswegen kamen die Vertreter sehr schnell überein, dass man noch enger kooperieren wolle. 

Studie für eine gemeinsame Verkehrsstrategie ist angedacht

Ziel ist nun ein MitteHessenTakt. Damit soll die Region fit gemacht werden für den Deutschlandtakt, aber auch eine bessere interregionale Harmonisierung der Nahverkehrsplanung zum Beispiel bei der Aufstellung von Nahverkehrsplänen und regionsübergreifenden Bedienstandards sichergestellt werden. Nicht zuletzt gehe es auch um einen selbstbewussten und attraktiven Auftritt eines Nahverkehrsangebotes in der Mitte Hessens. Angedacht ist nun eine gemeinsame Konzeptstudie zur Entwicklung einer mittel- und osthessischen Verkehrsstrategie. Die weiteren Schritte sollen in einer gemeinsamen Arbeitsgruppe aus Politik und Fachverwaltungen erfolgen. 

„Es geht auch um vernetztes Denken“, unterstrich Gießens Stadträtin Gerda Weigel-Greilich: „Die ganze Reisekette vom Dorf oder Stadtteil bis zum Ziel muss im Blick sein. Es geht um verlässliche und realistische Anschlüsse.“

Entscheidend sei es, sowohl gemeinsam mit dem Rhein-Main-Verkehrsverbund zu agieren, aber auch die Regionalplanung sowie die benachbarten Regionen und Bundesländer einzubinden. Deswegen zeigten sich Schneider und Zachow erfreut, dass auch der Geschäftsführer des RMV Dr. André Kavai und der „Schienencoach“ des Regierungspräsidiums, Jonas Goebel sowie Jan-Eric Walb, Leiter Dezernat Region Mittelhessen des Regierungspräsidiums, teilgenommen haben.

„Mit dem Mittelhessenexpress, den schnellen RE-Verbindungen zwischen bspw. Gießen und Marburg sowie zahlreichen Expressbuslinien verfügt Mittelhessen sowohl über sehr attraktive Verbindungen für Fahrten innerhalb der Region als auch darüber hinaus“, so RMV-Geschäftsführer Kavai. „Wir freuen uns immer, mit unseren Partnern vor Ort neue Ideen auf den Weg zu bringen und über gemeinsames Engagement für eine umfassendere Finanzierung des ÖPNV, ohne die die besten Konzepte Ideen bleiben.“

Einigkeit herrschte unter den Akteuren, dass man in einem solchen Prozess  realistisch bleiben müsse. So begrenze nicht allein die Finanzierung, sondern auch die Personalsituation in den kommenden Jahren die Entwicklung des ÖPNV – so sei ein Fachkräftemangel auch bei Lokführern, Stellwerkpersonal oder in der Planung zu erwarten. Landrätin Schneider sprach sich darum für realistische und kluge Lösungen aus.

„In den letzten Jahren war die ÖPNV-Debatte nicht selten von der Maxime „Schneller, öfter, billiger“ geprägt“, konstatiert Zachow. Unter den gegebenen Umständen müsse man - damit Verkehrs- und Mobilitätswende gelingen - deswegen einen Paradigmenwechsel vollziehen. „Um ein attraktiveres Angebot zu erreichen, müssen wir in Zukunft eher auf „Vertaktet. Vernetzt. Verlässlich“ setzten“, so Zachow abschließend.  Die Initiative MitteHessenTakt könne dazu ein erster Schritt sein. 

 

Quelle: Landkreis Gießen

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