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14.04.2022

Anleingebot für Hunde in der Wieseckaue während der Brut- und Setzzeit

Die Wieseckaue ist ein europäisches Schutzgebiet, es ist ein wunderschöner, offener Auenraum, der sich von Gießen entlang der Wieseck Richtung Trohe und Rödgen erstreckt. Der besondere Reiz der Wieseckaue liegt in den großflächigen, blütenreichen, bunten Wiesen über die der Besucher den Blick weit schweifen lassen kann und sich beim Spaziergang an der frischen Luft gerne erholt. Neben den Menschen „fühlen“ sich auch zahlreiche gefährdete Tier- und Pflanzenarten in der Wieseckaue wohl und haben sich dort bis heute erhalten. Aufgrund der extensiven, landwirtschaftlichen Nutzung konnte sich in der Wieseckaue ein Mosaik aus vielen verschiedenen Wiesengesellschaften entwickeln, die Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen von europaweiter Bedeutung sind. Dazu gehören auch magere Flachlandmähwiesen, die seit dem 01.03.2022 durch das Bundesnaturschutzgesetz besonders geschützt sind. Die „Wieseckaue östlich Gießen“ ist als Fauna-, Flora-, Habitat-Gebiet (FFH-Gebiet) und als Vogelschutzgebiet ausgewiesen.

Zu den Tieren, die europaweit gefährdet sind, zählen zum Beispiel zwei Schmetterlingsarten, der Helle und der Dunkle Ameisenbläuling. Sie leben in den Wiesenbereichen, die abwechselnd feuchte und frische Bodenverhältnisse aufweisen, denn dort wächst der Große Wiesenknopf, in den sie Ihre Eier ablegen. Von ganz herausragender Bedeutung ist dieser Lebensraum auch für den stark gefährdeten Wachtelkönig, der in der Wieseckaue mehrere Jahre nicht mehr gebrütet hat. Der Vogel gehört zu den sogenannten Wiesenbrütern, die ihre Eier auf dem Boden in den Wiesen ausbrüten. Typisch für den Wachtelkönig ist, dass er nur unregelmäßig erscheint und nicht unbedingt jedes Jahr wiederkommt.

„Vieles wäre sicherlich besser“, stellt Umweltdezernentin Weigel-Greilich fest, „gäbe es nicht den Menschen und ganz besonders die Hundebesitzer, die ihre Hunde frei in der Wieseckaue laufen lassen sowie Spaziergänger, die querfeldein durch die Wiesen gehen!“ Auch andere Wiesenbrüter, wie Kiebitz und Braunkehlchen, meiden daher die Wieseckaue ebenso. Den Hauptgrund für das Fernbleiben von auentypischen Wiesenbrütern sieht Weigel-Greilich in der hohen Anzahl der Störungen vor allem durch frei laufende Hunde. Sie weist darauf hin, dass bereits eine einmalige Störung zum Verlust der Eier oder der Jungen führen kann! Neben dem Artenschutz ist auch die starke Verunreinigung der Wiesen mit Hundekot für die Futtermittelgewinnung durch die Landwirte ein großes Problem.

In den letzten Jahren wurden in der Wieseckaue schon verschiedene Maßnahmen zum Schutz und Erhalt der Vögel imVogelschutzgebiet durchgeführt. An vielen Wegen stehen Hinweisschilder für Hundehalter oder Infotafeln über das Gebiet. Auch wurde ein Hundespielplatz angelegt. Als größere Maßnahme wurde die Oberlache in Höhe der Kantstraße umgeleitet und als natürliche Barriere für den direkten Eingang in das Gebiet ausgestaltet. Auch dies war schlussendlich nicht erfolgreich, da viele Hundebesitzer hinter dem Teich in die Landschaft hineingehen. Deswegen wurde die angrenzende Fläche umfangreich und kostenintensiv von der Abteilung für den ländlichen Raum des Lahn-Dill-Kreises eingezäunt. Jetzt erfreut sich die Bürgerschaft zwar über Rinder mitten in der Stadt. Aber auch diese „Vergrämungsmaßnahme“ hat lediglich dazu geführt, dass nun hinter der Weide in das Gebiet hineingelaufen wird. Die Anlage eines extra Hundeweges mit beiderseitigen Grassäumen hatte auch nicht den gewünschten Erfolg.

„Dieses Jahr gehen wir in der Brut- und Setzzeit der Bodenbrüter den nächsten Schritt, indem wir die Ordnungspolizei zu besonderen Zeiten kontrollieren lassen“, stellt Weigel-Greilich bei einem Ortstermin in der Wieseckaue fest. Das Ordnungsamt wird ab Ostern vor Ort die Anleinpflicht und das unkontrollierte Begehen der Wiesen überwachen. Auch Hunde, die an sehr langen Leinen geführt werden, sind kontraproduktiv. Die Kontrollen werden bis Ende Juni durchgeführt. Sollten einzelne Hundehalter oder Spaziergänger uneinsichtig sein, können bei Verstößen auch empfindliche Bußgelder folgen. Das Ordnungsamt und das Umweltamt werden sich dazu eng abstimmen. Diese Aktion wird auch von der Oberen Naturschutzbehörde beim Regierungspräsidium Gießen und dem Ortsbeirat Wieseck unterstützt.

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