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04.05.2023

1975 Revisited. Gießen und das Jahr der Frau

Neue Ausstellung am Oberhessischen Museum

1975 fand in Gießen die kontrovers diskutierte „Kunstausstellung zum Internationalen Jahr der Frau“ statt. In der Kabinettausstellung „1975 Revisited. Gießen und das Jahr der Frau“ haben Studierende der Kunstpädagogik der Justus-Liebig-Universität die historische Ausstellung aus zeitgenössischer Perspektive untersucht und neu aufbereitet.

Die „Kunstausstellung zum Internationalen Jahr der Frau“ wurde von Studierenden und Lehrenden der Kunsterziehung und der Kunstgeschichte der Justus-Liebig-Universität sowie Vertreterinnen der AG Gießener Frauenverbände organisiert und bestand aus zwei in sich geschlossenen, räumlich getrennten Präsentationen.

In der Kongresshalle erforschte die Arbeitsgruppe der JLU die Situation der Frau mit Objekten, Dokumenten und Bildern. Dieser Teil der Doppel-Ausstellung stand unter dem Titel „Aspekte zum Internationalen Jahr der Frau“ und wurde – analog zu „1975 Revisited. Gießen und das Jahr der Frau“ – in einem Projektseminar am Institut für Kunsterziehung der JLU entwickelt. Die Ausstellung war in verschiedene Themenbereiche gegliedert und widmete sich unter anderem der Rolle der Frau in der Werbung, Lokalzeitungen, Illustrierten oder Fibeln. Fast 50 Jahre später nehmen die Studierenden der JLU ausgewählte Sektionen aus dieser Präsentation unter die Lupe. In ihrer Auseinandersetzung mit den Exponaten von 1975 fragen sie, inwiefern die damals kritisierten Geschlechterstereotypen sich bis heute gehalten haben. Um die Ausstellung in der Kongresshalle und das Klima an der JLU in den 1970er-Jahren besser einschätzen zu können, haben sie Zeitzeug*innen befragt und Quellen studiert.

Der zweite Teil der Doppel-Ausstellung von 1975 wurde im Foyer des Stadttheaters realisiert. Dort zeigten die Frauenverbände unter dem Titel „Maler sehen Frauen“ Frauendarstellungen aus der Sammlung des Oberhessischen Museums. Für „1975 Revisited. Gießen und das Jahr der Frau“ wird eine Auswahl dieser Frauenbildnisse aus dem Museumsdepot geholt und zusammen mit den Rekonstruktionen der Themensektionen aus der Kongresshalle präsentiert. Auch in diesem Fall werfen die Studierenden einen kritischen Blick auf die Exponate von 1975. So thematisieren sie nicht nur die Dominanz männlicher Künstler in „Maler sehen Frauen“, sondern bieten in einer Broschüre zur Ausstellung auch geschlechtersensible Analysen der Kunstwerke aus der historischen Schau. Im Zentrum ihrer Texte stehen die Frauen, die auf den 1975 präsentierten Gemälden und Grafiken abgebildet sind, vom damaligen Ausstellungsteam jedoch nicht oder nur in ihrer Beziehung zu Männern beschrieben wurden. Charlotte Berend-Corinth aus dem gleichnamigen Bildnis von Lovis Corinth wird heute beispielsweise als Malerin vorgestellt und nicht – wie 1975 – auf ihre Rolle als Corinths Ehefrau reduziert.

Mit „1975 Revisited. Gießen und das Jahr der Frau“ möchten die Studierenden zu einer Auseinandersetzung mit der „Kunstausstellung zum Internationalen Jahr der Frau“ anregen und die Besucher*innen dazu auffordern, über historische und zeitgenössische Geschlechterstereotypen zu reflektieren.

Kuration: Maja Battefeld, Celine Dietrich, Julia Frodl, Jasmina Ghofrani, Teresa Glöckler, Marlene Hick, Marie Katzmaier, Louisa Nassauer, Marie Neu, Diana Reiter, Chantal Rosenthal, Catharina Rother, Helena Semmler, Delia Stockmann, Mareike Triebel, Alexandra Volk, Selina Würtz

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