Altes Schloss
Im Alten Schloss befindet sich die Gemäldegalerie und das Digitallabor. Zudem werden dort Skulpturen, Fayencen und Teile der Antikensammlung der Justus-Liebig-Universität Gießen ausgestellt. Die großen Sonderausstellungen werden im ersten Obergeschoss gezeigt.
Zur Geschichte des Alten Schlosses
Die Geschichte des Alten Schlosses geht bis in das 14. Jahrhundert zurück. Man schätzt die Errichtung des Alten Schlosses auf die Zeit nach 1300. Auch landgräfliche Burg genannt, wurde es als Erweiterung der Stadtbefestigung und als Burg mit Wassergraben gebaut. Eine erste urkundliche Erwähnung datiert auf 1364, wonach es als Zweitsitz des Landgrafen Heinrich II. von Hessen genutzt wurde.
Um 1500 wurde es zur Residenz der Landgräfin Anna von Mecklenburg, der Mutter Philipps des Großmütigen. Ab 1605 war das Schloss Sitz der Fürstlichen Kanzlei, worauf sich der bis heute erhaltene Name der angrenzenden Straße Kanzleiberg zurückführen lässt. Anschließend bewohnte es Landgraf Georg II. von Hessen-Darmstadt von 1631 bis 1645.
Umbau und Sanierung im 19. Jahrhundert
Bis ins 19. Jahrhundert erfüllte das Alte Schloss verschiedene Funktionen, diente als Polizeistation, Lagerstätte für Kaufleute und als Kaserne. Die Spuren der Nutzung und auch der Vernachlässigung zeigten sich im Laufe der Zeit immer deutlicher. Zum Ende des 19. Jahrhunderts war das Gebäude in einem maroden Zustand. Der damalige Oberbürgermeister Feodor Gnauth setzte sich für den Erhalt des Schlosses ein und wurde dabei von Großherzog Ernst Ludwig unterstützt, in dessen Privatbesitz sich das Schloss zu diesem Zeitpunkt befand. Er schenkte es der Stadt am 14. Juni 1893 und stellte die vorgesehenen Abbruchkosten in Höhe von 9.900 Mark zum Erhalt des Baus zur Verfügung. Mit der Schenkung an die Stadt verband er die Bedingung, „daß das Gebäude einem Interesse der Provinz Oberhessen fördernden Zweck, der Unterbringung der auf die oberhessische Geschichte bezüglichen Sammlung dienstbar gemacht werde.“
Zerstörung und Wiederaufbau im 20. Jahrhundert
Im Jahr 1905 wurde das Alte Schloss schließlich nach einem Umbau und einer Renovierung zum Oberhessischen Museum ernannt. Bis 1944 beherbergte es die stetig wachsende Sammlung sowie die Gail’sche Sammlung. Beim Bombenangriff im Dezember 1944 wurde das Alte Schloss fast vollständig zerstört, lediglich die Außenmauern blieben teilweise erhalten. Nach dem Zweiten Weltkrieg stand das Alte Schloss lange Zeit als Ruine im Stadtkern von Gießen. Erst in den späten 1970er Jahren begann der Wiederaufbau. 1980 konnte das Schloss als Oberhessisches Museum wiedereröffnet werden.
Rundgang durch die Gemäldegalerie
Der Rundgang beginnt mit der Erklärung der unterschiedlichen Bestandteile eines Gemäldes sowie des Objektschildes, um ganz grundlegend ein erstes Verständnis für ein Kunstwerk zu schaffen und die Arbeit mit diesem zu erklären.
Blick auf Gießen
Weiter zeigen ausgewählte Werke den Blick auf Gießen und die Region durch die Augen von Künstlern wie Heinrich Will, Heinz Geilfus und Carl Engel zur Rabenau. Die Gemälde zeigen Gießen oder den Gleiberg sowie Momentaufnahmen, wie das lebhafte Treiben im damaligen Lahnbad oder auf dem Wochenmarkt, der für viele Gießener*innen auch heute noch ein beliebter Treffpunkt ist.
Die Gießener Kunstszene
Die Gießener Kunstszene wird anhand von ausgewählten Werken repräsentiert, wobei die Kunstszene von vielen Künstler*innen geprägt wurde, von denen einige, wie z. B. Hein Heckroth, auch überregionale Bedeutung erlangten. Fortgesetzt wird der Rundgang mit der Porträtmalerei des 19. und 20. Jahrhunderts. Einige der dargestellten Personen haben einen Bezug zu Gießen, andere wiederum wurden von Gießener Künstler*innen geschaffen.
Quadriga und ZEN 49
Von wesentlicher Bedeutung für die Entwicklung der Nachkriegskunst in Deutschland waren unter anderem zwei Künstlergruppen, die Quadriga und ZEN 49, deren Arbeiten in der Gemäldegalerie in den Kontext der Zeit gesetzt werden. Charakteristisch für diese Gruppierungen war das Zusammenkommen ungegenständlich, also abstrakt, arbeitender Maler*innen mit gemeinsamen Interessen, jedoch ohne gemeinsames Konzept.
Sammlung moderner und zeitgenössischer Kunst
Anhand der Sammlung moderner und zeitgenössischer Kunst wird anschließend der alte Sammlungsschwerpunkt des Museums von den 1980er bis in die 2010er Jahre thematisiert. Es wurden zahlreiche Werke von regionalen und überregionalen Künstler*innen in die Sammlung aufgenommen. Dieser Teil der Sammlung repräsentiert die Weiterentwicklung der abstrakten Malerei bis zum Anfang des 21. Jahrhunderts.