Neubau Werkstattgebäude Theodor-Litt-Schule in Gießen
Die Theodor-Litt-Schule ist ein großes gewerblich-technisches Berufliches Schulzentrum mit derzeit 2.400 Schülerinnen und Schülern und Partner im dualen Ausbildungssystem. Die Werkstätten der Schule sind ein wesentlicher Bestandteil des schulischen Lebens. Hier findet sowohl die theoretische Vermittlung als auch die praktische Anwendung der erlernten Inhalte für die Berufsfelder Bau- und Holztechnik, Metall, KFZ und SHK (Sanitär-, Heizung-, Klimatechnik) statt. Leider entsprechen die in den 60er und 70er Jahren erbauten Werkstattgebäude nicht mehr den technischen, pädagogischen und energetischen Anforderungen und weisen erhebliche bauliche Mängel auf. Die Voruntersuchungen zu einer Sanierung der Werkstätten im Jahr 2018 haben ergeben, dass die Gebäude unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten nicht mehr sanierungsfähig sind.
Vor dem Hintergrund der vielfältigen Anforderungen, die gegenwärtig an Berufsschulen in Theorie und Praxis gestellt werden, wurde in 2020 im Rahmen einer integrierten Entwicklungsplanung PHASE NULL sowohl ein räumliches Nutzungskonzept als auch ein Nachhaltigkeitskonzept für den Ersatzneubau erarbeitet. Dieses stellte die Grundlage des für die Planung des Werkstattgebäudes aufgerufenen hochbaulichen Architektenwettbewerbs dar. Mit Abschluss des Wettbewerbs wurde im Herbst 2021 das Büro Wächter+Wächter Architekten, Darmstadt, mit der Planung beauftragt.
Digitale Transformation und Arbeit 4.0
Zukunft der gewerblich-technischen Ausbildung - Anforderungen an Berufliche Schulen | Die Fachtagung am 3. April 2019 hat die richtungsweisende Grundlage für die nachfolgende "Phase NULL" gelegt.
PDF, 6.7 MBEine innovative, nachhaltige und flexible Werkstatt
Die Theodor-Litt-Schule erhält jetzt ein neues, zweigeschossiges Werkstattgebäude, welches die beiden eingeschossigen Bestandsbauten ersetzen soll. Der Neubau in Holzskelettbauweise wird auf der Fläche des südlichen Bestandsbaus errichtet. Der nördliche Bestandsbau wird während der Bauzeit noch genutzt, danach wird die Fläche nach Abbruch des Bestandes frei.
Der nachhaltige, ressourcenschonende Holzbau und die Logik der Konstruktion bestimmt das Erscheinungsbild außen und die Atmosphäre innen und wird zum identitätsstiftenden Wiedererkennungsmerkmal. Die große Spannweite (11 Meter) der Tragkonstruktion erzeugt eine vielfach adaptierbare Struktur mit hoher Flexibilität. Räumliche Mitte ist die zweigeschossige Halle mit den eingeschlossenen Bauhallen für Metall und Holz, deren Lufträume mit Dachverglasung die Halle belichten, Blickbeziehungen über beide Geschosse herstellen und die Orientierung erleichtern. Alle weiteren Flächen liegen ringförmig um diese gemeinsame Mitte herum.
Alle Werk- und Unterrichtsräume sind nach außen hin orientiert, die Fassaden erhalten Oberlichter, um die Räume auch in der Tiefe zu belichten. Darunter wechseln sich geschlossene und offene Wandflächen ab. So wird ein durchgängiger Außenbezug hergestellt, gleichzeitig werden für die Werkstattnutzung sinnvolle geschlossene Wandflächen angeboten. Die Vielfalt gewerblich-technischer Arbeit wird so auch von außen gut sichtbar und erkennbar. Alle Flächen sind barrierefrei erreichbar und auch für Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte mit kognitiven oder motorischen Einschränkungen nutzbar. Der ringförmig vorgestellte Umlauf/ Fluchtbalkon ermöglicht eine weitestgehend freie Nutzung der Flächen ohne brandschutztechnische Auflagen.
Aktuell wurde der Bauantrag erstellt und zur Genehmigung vorgelegt, zeitgleich erfolgt die DGNB Nachhaltigkeitszertifizierung für das Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude. Auf Grundlage der bereits ausgeführten Vorprüfung des aktuellen Planstandes und durch die geplante Umsetzung von festgelegten Optimierungsmaßnahmen wird das neue Werkstattgebäude der Theodor-Litt-Schule eine DGNB-Zertifizierung erreichen. Somit wird es das erste Bauprojekt der Universitätsstadt Gießen sein, das das Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude (QNG) erhält und eine BEG-Förderung in Anspruch nimmt.
Zahlen und Fakten
Projektgesamtkosten: 21.400.000 Euro
Bruttogrundfläche: 6.883m²
Baubeginn: Sommer 2024
Fertigstellung: Frühjahr 2026
Bauherr: Universitätsstadt Gießen
Architektur: Waechter+Waechter Architekten, Darmstadt
Fachplanung Tragwerksplanung: Ingenieurbüro Merz, Kley Partner, Dornbirn, Österreich
Fachplanung Heizung, Lüftung, Sanitär und Elektroplanung: Büro b.i.g., Frankfurt
Fachplanung Bauphysik: Ingenieurbüro Hausladen, Kirchheim