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Carl Vogt - Gießener Köpfe

Objekt: Porträtkopf Carl Vogt
Standort: Altes Schloss, Kanzleiberg | Standort in der Karte
Stadtteil/Bezirk: Innenstadt, Brandplatz
Künstler: Thomas Duttenhoefer, Darmstadt
Material: Bronze, grün patiniert
Entstehung: 2005
Aufstellung: im Auftrag des Kulturamts (Dr. Kaufmann, Dr. Häring)
Eigentümer: Stadt Gießen

Beschreibung: Neben dem filigranen und jugendlichen Liebknecht wirkt der halslose Kopf von Carl Vogt eher missgelaunt und kompakt. Vogt war tatsächlich sehr streitbar, legte sich mit vielen an und sparte nicht an Polemik gegen andere, wie seine Schriften zeigen. Insofern hat der Künstler eine Wesensart des Porträtierten gut getroffen. Der Porträtkopf ist in der für Duttenhoefer typischen Weise gefertigt, der Arbeitsprozess in Ton bleibt auch im Bronzeguss sichtbar, nichts ist geglättet oder geschönt. Der Vogt-Kopf gehört zu den ersten Gießener Köpfen, die seit 2006 den Stadtraum bereichern. Das vierköpfige "Denkmal der politischen Innovation" wurde am Kanzleiberg errichtet, an der Seite des Alten Schlosses, das Sitz des städtischen Museums ist.

Der Porträtierte: Carl Vogt wurde am 5. Juli 1817 in Gießen geboren. Sein Vater Wilhelm
Philipp Vogt war Professor für Medizin, seine Mutter Louise stammte aus der Familie Follen; ihre Brüder leiteten die nationale Freiheitsbewegung der "Gießener Schwarzen". Carl Vogt studierte Medizin und Chemie (Justus Liebig), er stand auf der Seite der radikalen Studenten. 1835 musste er über Straßburg nach Bern fliehen. Angeregt von Justus Liebig wurde in Gießen ein Lehrstuhl für Zoologie eingerichtet, die Carl Vogt im Mai 1847 übernahm. Er war ein Vertreter der neuen Darwin’schen Lehre, dass der Mensch vom Affen abstamme. Das brachte ihm den Spitznamen "Affen-Vogt" ein.
Während der politischen Unruhen 1848 wurde Carl Vogt zum Wortführer im "Demokratischen Verein" und zum Oberst der Bürgergarde gewählt. Er zog als Abgeordneter Oberhessens in die erste Deutsche Nationalversammlung in der Paulskirche in Frankfurt ein, wurde Redner des linken Flügels, der die Abschaffung der Fürstenherrschaft forderte.
Es folgte die erneute Vertreibung aus Deutschland. 1852 wurde er Professor in Genf/Schweiz, baute dort die neue Universität mit auf, weswegen ihm ein lebensgroßes Denkmal gewidmet ist. Er blieb Professor bis zu seinem Tod 1895. Vogt gilt als bedeutender Vorkämpfer des Parlamentarismus. Für Gießen interessant sind seine Erinnerungen (siehe Literatur).

Künstler-Vita: Thomas Duttenhoefer wurde 1950 in Speyer geboren. Er studierte ab 1967 an der Werkkunstschule Wiesbaden und ab 1969 an der Fachhochschule (FH) für Gestaltung in Wiesbaden, dort Bildhauerei bei Erwin Schutzbach und Malerei bei Robert Preyer und Alo Altripp. Nach einer Gastdozentur am Goldsmith-College an der Universität London 1975, folgten Lehraufträge an der FH Mainz 1980 und an der Universität Mainz 1984. Ab 1995 hatte eine Professur an der FH Trier, ab 2003 an der Hochschule Mannheim, Fachbereich Gestaltung (bis 2015).
Seit 1976 ist Thomas Duttenhoefer Mitglied der Darmstädter Sezession. 1979 übersiedelte er nach Darmstadt und bezog ein Atelierhaus auf der Rosenhöhe. Neben zahlreichen Preisen und Stipendien erhielt er 1988 den Kunstpreis der Stadt Darmstadt, den heutigen Wilhelm Loth-Preis. Er gehört zu den wichtigsten figurativen Bildhauern in Deutschland, ein Schwerpunkt ist das Porträt, der andere sind mythische Gestalten der Antike. Seine Arbeiten befinden sich in zahlreichen Sammlungen im In- und Ausland.
Weitere Werke in Gießen: Kopf Horst Eberhard Richter (2011) am Neuen Schloss/ Senckenbergstraße; Kleinplastik im Museum; Großplastik im Europaviertel; Ausstellung im Oberhessischen Museum 2013 mit Katalog.

Die Gießener Köpfe sind ein Kunst- und Denkmalprojekt, initiiert und organisiert ab 2006 vom städtischen Kulturamt (Dezernent Dr. Reinhard Kaufmann, Leiter Dr. Friedhelm Häring). Geehrt werden wichtige Persönlichkeiten der Gießener Geschichte, mit der Fertigung der Bronzeköpfe beauftragt werden Bildhauer*innen. Der jeweilige Guss wird in Gießereien getätigt, mit denen die Künstler*innen zusammenarbeiten, sie kommen also aus verschiedenen Betrieben. Die Vorbereitung des Standorts mit Sockel und Informationstafel organisiert die Stadt. 2012 wurde der bislang letzte Kopf am Neuen Schloss enthüllt, insgesamt gibt es im Stadtraum 14 Gießener Köpfe, davon vier weibliche (Stand 2020).

Literaturhinweise:
- Zum Künstler: siehe wikipedia; Katalog Skulpturenpark Greifenstein 1991; Folder Skulpturenpark im Europaviertel Gießen 2004; Katalog "Verwandlungen", Gießen 2013.
- Zu den ersten Gießener Köpfen Vogt u. Liebknecht: Gießener Allgemeine und Gießener Anzeiger am 8.4.2006
- Zum Porträtierten: Claus Günther Judel, Der Liebigschüler Carl Vogt als Wissenschaftler, Philosoph und Politiker, in: Gießener Universitätsblätter 37, 2004; wikipedia-Eintrag; Gedenken in Gießen: Carl Vogt-Straße, Grabstein Vorfahren an der Westseite der Kapelle Alter Friedhof
- Autobiografisch: Carl Vogt - Aus meinem Leben, Reihe Studia Giessenia 7, Universitätsbibliothek Gießen (Hg.), Gießen 1997; Carl Vogt – Erinnerungen an die deutschen Nationalversammlung 1848/49, Berichte der Justus Liebig-Gesellschaft zu Gießen, Band 6, Gießen 2002

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