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Juul Kraijer

Datum:

02.11.2014 bis 01.02.2015

Ort:

Kunsthalle Gießen, Rathaus, Berliner Platz 1

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Juul Kraijer - Schlange
Juul Kraijer - Schlange

Juul Kraijers Ausstellung in der Kunsthalle Gießen ist innerhalb Deutschlands die erste institutionelle Einzelausstellung der 1970 geborenen niederländischen Künstlerin, die in Rotterdam lebt und arbeitet. Juul Kraijer studierte an der Academy of Fine Arts in Rotterdam, stellt seit rund 20 Jahren aus und wurde bereits mit zahlreichen Auszeichnungen und Stipendien bedacht. Ihre Arbeiten finden sich heute in großen deutschen und internationalen Museumssammlungen (wie z. B. MoMA New York, Museum moderner Kunst Wien, Kupferstichkabinett Berlin usw.). Zwei Jahrzehnte konzentrierte sich ihr künstlerisches Schaffen auf das Medium der Zeichnung. In ihrer ganz individuellen zeichnerischen Konzeption, mit zum Teil sehr großformatigen Arbeiten, zeigt sie weibliche Figuren, meist in meditativen Haltungen – zeitlos im leeren Raum – in sich gekehrt, in tiefer Konzentration oder mystischer Entrückung, manchmal umgeben oder belagert von Schwärmen von Fischen, Fliegen, Mücken, Schmetterlingen oder, wie in einer Metamorphose, direkt verbunden mit einem Tier oder den Wurzeln und Ästen eines Baumes.

Juul Kraijer - Eule
Juul Kraijer - Eule

Auf eine ruhige, tiefenpsychologische Empfindungsräume durchdringende Art suchen ihre Darstellungen Grenzerfahrungen und konfrontieren den Betrachter durch unerwartete Verbindungen, fremdartiges, unheimliches Begegnen oder Zusammenwachsen. „Die Zeichnungen, die ich mache, entziehen sich einer traditionellen Ikonografie; stattdessen wird von körperlichen Empfindungen Gebrauch gemacht, die einen Zugang zum inneren Seelenzustand gewähren. Menschliche Körper werden mit Tieren oder Landschaftselementen verbunden. Diese Verschmelzung von gegenseitig unvereinbaren Einheiten besitzt eine selbstverständliche Ruhe, trotzdem sie erzwungen wird, und ruft so etwas wie einen ‚Kurzschluss‘ der Vernunft hervor. Für einen kurzen Moment kann Bedeutung auf eine neue Weise wahrgenommen werden. Dieser Mechanismus ist vergleichbar mit der Metaphorik der Sprache. Jede Zeichnung enthält eine Trope – ein Gleichnis oder eine Metapher.“

Auch ihre Fotografie, der sich Juul Kraijer erst seit einigen Jahren intensiv zugewandt hat, und damit doch schon einen umfangreichen neuen Werkkomplex geschaffen hat, ist charakterisiert von der dem Surrealismus verwandten Methode der Kombination und Konfrontation an sich fremder Objekte und deren traumhaft urbildlicher Assoziationen. Mit erforschender Intuition kommt Juul Kraijer zu neuen ungewöhnlichen, ebenso intimen wie allgemeingültigen und über persönliche Phantasien hinausgehenden Darstellungen seelischer Bereiche und Empfindungen. Dabei nutzt sie die Bildspeicher sowohl der traditionellen Kunstgeschichte, Psychologie oder Parapsychologie wie auch den Reichtum religiöser und spiritueller Bilderwelten westlicher und östlicher Kulturen als Inspirationsquellen. Dieses Reservoir eröffnet ihr die Annäherung an eine archaisch-mythische Bildersprache, die sie aufgreifen und nutzen kann, um durch Verwandlung, Verschiebung oder Neukombination neue einprägsame Bilder zu erfinden.

"Ein Merkmal meiner Arbeiten ist eine emblemata-ähnliche Prägnanz; sie zeigen nicht mehr als das grundsätzlich Notwendige. In jedem Bild ragt die Figur aus einem unbestimmten Hintergrund hervor. Die Definition von Zeit fehlt ebenfalls. [...] Die Haltungen und Gesichtsausdrucke sind bewusst verhalten und hochgradig konzentriert. Sie scheinen, als wären sie für alle Ewigkeit angelegt." (Juul Kraijer)

 

(Ute Riese)


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