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Einführung: Perspektive und Wendepunkte

Die Darstellung von Geschichte hängt immer von der Perspektive des Betrachters ab. Wenn man sich mit Gebilden wie Gießen oder noch kleineren Städten beschäftigt, wird man dies im Bewusstsein tun, dass das, was aus einer Überschau unbedeutend, klein und mittelmäßig erscheint, bei einer verringerten Distanz wesentlich stärkere Konturen erhält, sich aus der Umgebung deutlicher heraushebt. Es ist also ein Unterschied, ob man Gießen im geographischen Rahmen des Heiligen Römischen Reiches betrachtet, ob der Orientierungsrahmen Hessen, die Landgrafschaft Hessen-Darmstadt oder gar Oberhessen ist.

Betrachtet man die Geschichte einer Stadt, so sucht man Eckdaten oder Wendepunkte, an denen man Veränderungen der Geschichte einer Stadt verdeutlichen kann. Für Gießen kann man wenigstens sechs nennen: 1197 urkundliche Ersterwähnung, 1265 Übergang an Hessen, 1530 Bau der Festung, Anfang des 17. Jahrhunderts Übergang Gießens an Hessen-Darmstadt und die Errichtung der Universität (1607), 1803-1810 Entfestigung der Stadt und Dezember 1944 Bombardierung durch die alliierte Luftflotte und damit Zerstörung der gesamten Innenstadt. Ob die neunziger Jahre mit ihren von den Zeitgenossen ebenfalls als dramatisch empfundenen Veränderungen eine ebenso gravierende Zäsur darstellen werden, muss die Zukunft zeigen.

Diese Wendepunkte und die damit verbundenen Folgen müssen gewertet und eingeordnet werden. Entwicklungspotentiale können dadurch geöffnet werden, andererseits können sie auch einengend wirken und Möglichkeiten verbauen. Immer ist der regionale und politische Bezugsrahmen mit einzubeziehen. Die Frage nach den Einwirkungen von außen und den Spielräumen für eigene, selbständige Entwicklungen muss im Auge behalten werden. Für Gießen wird man zunächst feststellen können, dass zumindest die genannten Wendepunkte nicht durch die Stadt selbst ausgelöst und bewirkt wurden, also Ausdruck innerer Prozesse waren, sondern in der Regel von außen initiiert und durchgesetzt wurden. Dies scheint ein Kennzeichen für die Gießener Geschichte zu sein.


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