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Lützellinden

Traditionell steht der Gießener Stadtteil Lützellinden - gelegen im Süden der Stadt - der ehemaligen Reichsstadt Wetzlar näher als der landgräflichen Stadtgründung an der Lahn. Erst über den Umweg der »künstlichen Großstadt« Lahn, die von 1977 bis 1979 Wetzlar, Gießen und die umliegenden Gemeinden im Zuge eines gebietsreformerischen Experiments vereinigte, fiel Lützellinden nach deren Scheitern als Stadtteil an Gießen. Lützellinden ist somit der jüngste Stadtteil Gießens. Gegründet wurde das Gemeinwesen vermutlich im 8. Jh. - also lange bevor das erste Mal von der Wasserburg »Bey den Giezzen« die Rede war. Eine Urkunde von 790, die das beweisen könnte, ist allerdings nicht mit letzter Gewissheit auf Lützellinden zu beziehen. Von 1243 stammt ein Dokument, in dem der Ort erstmals zweifelsfrei belegt wird. Erste Hinweise auf eine Kirche stammen aus dem 13. Jh. Der Sakralbau verfügte über eine mit Ecktürmen und Gräben versehene Mauer und bot den Dorfbewohnern bei Gefahr die Möglichkeit, sich in diese Kirchenburg zurückzuziehen.

Lützellinden war immer schon eine relativ reiche Gemeinde. Die Gründe lagen vor allem in der Häufung von adeligem Besitz in der Gemarkung; das hatte einen merklichen Einfluß auf die wirtschaftliche und gesellschaftliche Struktur des Dorfes. Aber auch gute Böden und eine bedeutende Waldwirtschaft spielten eine Rolle. Auch heute noch zeugen die vielen Hofreiten von der landwirtschaftlichen Vergangenheit des Ortes. Zahlreiche Fachwerkhäuser mit ihren typischen Hüttenberger-Hoftoren sind als Kulturdenkmäler ausgewiesen.
1703 wurden dort vierundneunzig Haushalte registriert - der größte Teil davon bäuerlich (einundachtzig), der Rest verteilte sich auf Handwerksberufe. 1743 wurden bei einem schweren Brand fünfzehn Wohnhäuser und das beinahe Fünffache an Scheunen und Ställen vernichtet. Trotzdem dauerte es bis 1920/21, bis der Gemeindehaushalt als eine Folge des wirtschaftlichen Niedergangs Deutschlands nach dem Ersten Weltkrieg erstmals negativ abschloss.

(Text: Tilmann Lochmüller)

Drei Dinge, die man gesehen haben sollte

1. Hüttenberger Hoftore und andere Kulturdenkmäler

In Lützellinden zeugen zahlreichen Hüttenberger Hoftore von der fruchtbaren landwirtschaftlichen Vergangenheit des Ortes. Im Kirchweg 14 findet man sogar ein freistehendes Hoftor!

2. Romanisches Taufbecken

Eigentlich gehören Taufbecken ja in eine Kirche. In Lützellinden kann man ein romanisches Taufbecken in der Falltorstraße/Ecke Waldstraße outdoor bestaunen. Das mittelalterliche, kirchliche Relikt ist ebenfalls als Kulturdenkmal ausgewiesen.

3. Heimatmuseum

Der Heimatverein Lützellinden arbeitet stets daran, das alte Dorfleben von „damals“ zu dokumentieren und für die nachfolgenden Generationen zu bewahren. Im Heimatmuseum im Alten Rathaus kann man dessen Arbeit bewundern. Auch Ausstellungen und Exkursionen zu heimatkundlichen Themen werden angeboten.

Wanderung/Ausflugstipp

Die Zechbachaue nördlich von Lützellinden kommt mit bemerkenswerten Streuobstbeständen und älteren künstlich angelegten Stillgewässern daher. Durch die aktive Pflege des örtlichen Naturschutzvereins haben sich diese seltenen Biotope erhalten können. Zu finden ist hier auch das Naturdenkmal „3 Linden am Zeichweid“ von denen 2021 noch zwei erhalten sind. Startpunkt des kleinen Ausflugs entlang des Zechbachs ist am Freibad in Lützellinden. Der Weg ist gut zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu bewältigen. Wer etwas weiter gehen möchte, kann auch einen Abstecher zum Flughafen Lützellinden machen.

Besonderheit: Flugplatz Lützellinden

Ein besonderer Weltrekord, der auch 2021 noch im Guinness-Buch der Rekorde verzeichnet ist, nahm in Lützellinden seinen Anfang: Am 28. September 1980 startete der 41-jährige Stuntman Jaromir Wagner aus Gießen einen Weltrekord-Flug: Er überquerte als erster Mensch den Atlantik, auf der Tragfläche einer zweimotorigen Maschine. Stehend!

Aber auch ohne Rekord-Versuch ist der Flugplatz Lützellinden einen Ausflug wert. Auf dem Höhenrücken beim Flugplatz hat man an klaren Tagen eine wunderbare Aussicht ins Umland.

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