Wasser - Zukünftig eine knappe Ressource
Gelungene Veranstaltungsreihe Wasser 2024 - Fortsetzung 2025 geplant
Der Sommer ist da und es zieht die Menschen ins Freie. Hobbygärtner*innen machen sich fleißig an die Gartenarbeit. Es wird gepflanzt, gejätet und geschnitten. Nach getaner Arbeit, erfreut man sich an dem Ergebnis, genießt den Anblick der Blumen, Stauden und vielleicht auch des eigenen Gemüsebeetes. Menschen treffen sich in Parks und insbesondere in Städten sind die kühleren Grünflächen als Treffpunkt und Erholungsort gefragt. So lange genügend Niederschlag fällt, muss man sich keine Gedanken um die Bewässerung machen und die Pflanzen wachsen und gedeihen von alleine. Schwieriger wird es hingegen, wenn im Sommer hohe Temperaturen und langanhaltende Trockenheit auftreten oder der Niederschlag als Starkregen fällt und nicht versickern kann. Auch, wenn wir in Deutschland in diesem Jahr reichlich Niederschlag hatten, kann es Prognosen zufolge auch hier in Zukunft immer häufiger zu Hitzewellen und langen Trockenperioden in den Sommermonaten kommen, wie wir es in den vergangenen Jahren erlebt haben. War früher Wasser in Deutschland zumeist ein ausreichendes Gut, so kennen auch wir inzwischen die Auswirkungen, wenn Wasserknappheit herrscht. Ganz zu schweigen von anderen Regionen der Erde, die zurzeit wieder unter extremen Auswirkungen von Hitze und Trockenheit leiden.
Mit der Veranstaltungsreihe „Wasser – Zukünftig eine knappe Ressource“ wollten das Gießkannenmuseum, das Amt für Umwelt und Natur und der Makerspace Gießen auf dieses Thema aufmerksam machen.
„Wir haben diese Reihe initiiert, weil uns das Thema Wasser zwar inhaltlich nahe ist, aber im Museum nur indirekt behandelt wird. Da durch Kooperationen auf breitere Expertise und Publikumskreise zurückgegriffen werden kann, war uns eine Zusammenarbeit mit dem Umweltamt und dem Makerspace wichtig.“, führt Ingke Günther vom Gießkannenmuseum aus.
Den Anfang der Veranstaltungsreihe machte Prof. Dr. Lutz Breuer von der Justus-Liebig-Universität und Science4Future Gießen und stellte in seinem Vortrag mit spannenden Zahlen dar, wie sich der persönliche Konsum auf den eigenen Wasserfußabdruck auswirkt und wo Verbesserungsmöglichkeiten bestehen. Weiter ging es mit dem Thema Regenwassernutzung im Garten.
Hierzu referierte der Gartenarchitekt Jens Maute aus Marburg, der Möglichkeiten der Regenwasserspeicherung und –bewässerung im Garten erläuterte. Der Gartenarchitekt machte deutlich, dass die Umsetzung des sogenannten „Schwammstadt“-Prinzips, das heißt möglichst viel Regenwasser zu speichern und zu nutzen, statt es in den Kanal abzuleiten, das Ziel der Zukunft ist. Er gab hilfreiche Tipps zu einfachen Methoden, z. B. möglichst viel unversiegelte Fläche herzustellen, um den Boden als Wasserspeicher zu nutzen oder Dachflächenwasser in Regentonnen oder Zisternen zu leiten. Im dritten Teil der Veranstaltungsreihe durften die Teilnehmer*innen selbst aktiv werden. Nils Seipel und Johannes Schmid von flux-impulse zeigten im Makerspace Gießen, wie man mit geringem Aufwand mithilfe von Solarmodulen, einfachen Pumpen, Ventilen und einem Ein-Chip-Computer ein Tröpfchenbewässerungssystem für den eigenen Garten herstellen kann. Die Tröpfchenbewässerung ist eine wassersparende Technik zur Bewässerung, da in regelmäßigen Abständen Wassertropfen abgegeben werden. So wird ein zu starker Wasserverlust durch Verdunstung oder Verwehung vermieden, der zum Beispiel bei Sprengern zustande kommen kann.
Den Abschluss der Veranstaltung bildete ein Stadtspaziergang zum Thema Klimawandel und Anpassung. Insbesondere Städte sind aufgrund ihres hohen Versiegelungsgrades und der dichten Bebauung von Auswirkungen des Klimawandels wie Hitze und Starkregen betroffen. Die Temperatur kann an heißen Tagen bis zu 9° C über der im Umland liegen. Bei Starkregen können Siedlungsbereiche überflutet werden, da das Wasser keine Möglichkeit hat zu versickern und die Kanalisation schnell überlastet ist.
„Städte wie Gießen versuchen deshalb zur „Schwammstadt“ zu werden. Wir brauchen eine klimaangepasste Stadtgestaltung, um den Anforderungen der Zukunft gerecht zu werden.“ so Kerstin Stingl, Leiterin des Amtes für Umwelt und Natur.
Grüne Oasen wie der Botanische Garten werden für die Erholung an heißen Tagen im innerstädtischen Bereich zunehmend wichtiger. Passend dazu fand dort der erste Kurzvortrag im Rahmen des Stadtspaziergangs statt. Der Diplom-Biologe Hans Bahmer berichtete auf anschauliche Weise, wie Insekten von den steigenden Temperaturen profitieren können. Zunehmend finden sich Arten, die normalerweise in heißeren Regionen der Erde vorkommen und mit der Zeit hier eingewandert sind, wie die Orientalische Mauerwespe. Zu betonen ist, dass nicht alle invasiven Arten negative Auswirkungen mit sich bringen. Weiter ging es mit einem umgesetzten Beispiel aus dem Förderprogramm GrüneMitteGießen. Ziel des Programmes ist es, Hauseigentümer*innen in Gießens Stadtmitte dabei zu unterstützen Entsiegelungs- und/oder Begrünungsmaßnahmen auf ihrem Grundstück vorzunehmen. Ule Ruhland von SHK+ Landschaftsarchitekten stellte das gelungene Beispiel in der Walltorstraße vor und stand für die Beantwortung von Fragen zur Umsetzung zur Verfügung.
Der letzte Stopp fand in der Katharinengasse statt, wo Kerstin Stingl, Leiterin des Amtes für Umwelt und Natur, eine geplante Maßnahme im Sinne des „Schwammstadt“-Prinzips vorstellte.
„Zahlreiche Baumstandorte sind nicht mehr ausreichend an die klimatischen Bedingungen angepasst und leiden im Sommer unter Hitze- und Trockenstress, bis hin zum Absterben.“ so Stingl.
Um dem entgegenzuwirken, ist es sinnvoll, Bäume in Mulden mit Pflanzgruben entsprechender Größe zu setzen, damit Niederschlagswasser eingeleitet werden und versickern kann. Je mehr gesunde Bäume im innerstädtischen Bereich vorhanden sind, umso besser lassen sich heiße Tage oder Hitzeperioden aushalten. Die Bäume spenden Schatten und kühlen durch Verdunstung. Verbessert wird dieser Effekt noch, wenn zusätzliche Grünfläche vorhanden ist, da diese sich deutlich weniger aufheizt als Asphalt oder ähnliches.
„Die Veranstaltungsreihe war ein voller Erfolg und wir haben uns sehr über das große Interesse gefreut. Deshalb, und weil die Dringlichkeit der Thematik bestehen bleibt, könnten wir uns vorstellen, im kommenden Jahr wieder eine Veranstaltungsreihe in einem ähnlichen Format zu organisieren.“ so Jörg Wagner vom Gießkannenmuseum.