Hessische Fairtrade-Kommunen vernetzen sich in Gießen
Stadt und Landkreis Gießen danken den ehrenamtlich Engagierten für ihren bedeutenden Einsatz für den Fairen Handel
Fairtrade – das meint gerechte Preise, gute Bedingungen für Produzierende und existenzsichernde Löhne. Seit Januar ist der Landkreis Gießen offiziell als „Fairtrade Landkreis“ vom Verein „Fairtrade Deutschland“ zertifiziert. Die Universitätsstadt Gießen trägt das Siegel seit 2011.
Kürzlich fand im Gießener Rathaus das 7. Vernetzungstreffen der hessischen Fairtrade-Kommunen und -Kreise statt, an dem rund 60 Teilnehmende aus ganz Hessen teilgenommen haben. Eingeladen hatten neben der Fairtrade-Town Gießen und dem Fairtrade-Landkreis Gießen das Entwicklungspolitische Netzwerk Hessen, sowie Fairtrade Deutschland e.V.
Der Austausch zur Fairtrade-Towns-Kampagne stand am Vormittag im Mittelpunkt. Simone Zorn von Fairtrade Deutschland stellte aktuelle Entwicklungen vor, anschließend präsentierten Vertreter:innen aus verschiedenen Kommunen und Kreisen gelungene Praxisbeispiele, darunter zum Beispiel die Fairtrade Stadtrallye in Frankfurt am Main oder die Clemens-Brentano-Europaschule mit ihrem Weg zur Fairtrade School. Diese Initiativen zeigen, wie vielfältig das Engagement in Hessen ist.
Oberbürgermeister Frank-Tilo Becher und Landrätin Anita Schneider würdigten in ihren Grußworten besonders das zivilgesellschaftliche Engagement.
Becher betonte: „Die Auszeichnung als Fairtrade Town ist weit mehr als ein formales Siegel. Sie steht vielmehr für ein breites bürgerschaftliches Engagement und gelebte Verantwortung vor Ort. Gerade als Kommune in einer globalisierten Welt tragen auch Kommunen Verantwortung dafür, dass Entscheidungen in Bereichen wie Beschaffung, Bildung oder Konsum auch über kommunale Grenzen hinaus Wirkung entfalten.“ Die lokale Steuerungsgruppe Fairtrade-Town Gießen bezeichnete er als „unverzichtbaren Motor“ dieses Engagements.
Auch Landrätin Anita Schneider hob die globale Bedeutung des Fairen Handels für faire Löhne und ein wirtschaftliches Auskommen im globalen Süden hervor. Der Landkreis habe sich zum einen die Mühe gemacht – neben den Kommunen im Landkreis – ein eigenes Zertifikat zu erhalten.
Zum anderen übernehme der Landkreis im Rahmen seiner durch den Kreistag beschlossenen Nachhaltigkeitsstrategie Verantwortung für den globalen Süden, indem konkrete Projekte in Mubende, Uganda, umgesetzt würden.
Mit Blick auf Frauen sagte Schneider: „Fairtrade steht für faire Löhne, gerechte Arbeitsbedingungen sowie für die Stärkung von Frauen weltweit.“ Sie erinnerte daran, dass es im globalen Süden vor allem Frauen seien, die unter prekären Bedingungen in der Landwirtschaft, in Textilfabriken oder im informellen Sektor arbeiten – und dennoch oft den größten Beitrag für ihre Familien und Gemeinschaften leisten.
In Workshops vertieften die Teilnehmenden ihr Wissen in Themenbereichen wie fairer öffentlicher Beschaffung, Bildungsarbeit, nachhaltiger Stadtplanung und der Stärkung von Steuerungsgruppen.
Ein „Markt der Möglichkeiten“, auf dem zahlreiche Initiativen und Projekte ihre Arbeit präsentierten, rundete die Veranstaltung ab. Die Teilnehmenden zeigten sich dankbar für die inspirierenden Impulse, Gespräche und den Erfahrungsaustausch mit Gleichgesinnten.
Das Vernetzungstreffen machte deutlich: Der Faire Handel lebt vom vielfältigen Engagement – in Kommunalverwaltungen, Weltläden, Schulen und Initiativgruppen. Stadt und Landkreis Gießen danken allen ehrenamtlich Aktiven für ihren Einsatz für mehr globale Gerechtigkeit.
Hintergrund „Fair-Trade-Towns“
Die weltweite Kampagne “Fairtrade-Towns“ startete 2000 in Großbritannien. Mittlerweile gibt es weltweit über 2200 solcher Kampagnen in 26 Ländern. Allein in Deutschland gibt es über 914 zertifizierte Städte und Kommunen, davon etwa 60 Landkreise.