Gemeinsames Gedenken des 80. Jahrestages der Bombardierung Gießens
Häuser kann man wieder aufbauen, aber die Menschen kann man nicht ersetzen. (Zeitzeugin Elisabeth Lenz)
Zwischen Anfang Februar 1944 und Ende März 1945 kam es im Zuge des von den Nationalsozialisten begonnenen Zweiten Weltkrieges zu alliierten Bombenabwürfen auf die Universitätsstadt Gießen.
Die folgenreichste Bombardierung ereignete sich am 6. Dezember 1944 in der Zeit von 20:03 bis 20:35 Uhr. In diesem Zeitraum wurden etwa 1.000 Tonnen Bomben durch die britische Luftwaffe abgeworfen; diese zerstörten den Stadtkern zu etwa 86%. Gießen verlor damit sein historisches Altstadtzentrum. Der Zerstörungsgrad des gesamten Stadtgebietes, eingeschlossen die Vororte Wieseck und Kleinlinden, lag bei 65 – 70%.
Die Zahl der bei dem Luftangriff Getöteten lag bei etwa 390 Menschen.
Anlässlich des 80. Jahrestages gedenkt der Magistrat der Universitätsstadt Gießen in diesem Jahr in einer gemeinsamen Veranstaltung mit dem Stadttheater Gießen der Opfer und der schweren Zerstörung des Gießener Stadtkerns und erinnert damit an die Folgen der Nazi-Herrschaft auch in unserer Stadt.
Öffentliche Gedenkveranstaltung im Stadttheater
Oberbürgermeister Frank-Tilo Becher und Intendantin Simone Sterr laden zu der öffentlichen Gedenkveranstaltung am Freitag, 6. Dezember 2024 in das Stadttheater Gießen herzlich ein. Die Veranstaltung beginnt um 18:00 Uhr. Einlass ist bereits um 17:00 Uhr, um den Gästen die Gelegenheit zu geben, sich kleine Ausstellungen, u.a. zum Thema „Jugend in Kriegszeiten – gestern und heute“ (Jugendbildungswerk Gießen) und zur „Rettung des Stadttheaters“ (Museum für Gießen, Stadtarchiv Gießen und Stadttheater Gießen) anzuschauen.
Die Journalistin und Buchautorin Sabine Bode („Die vergessen Generation - Die Kriegskinder brechen ihr Schweigen“) wird in ihrem Vortrag „Der Krieg hört nicht auf, wenn die Waffen schweigen“ einen Fokus auf durch Bombardierung erlittene Traumata und deren Nachwirkungen – auch auf spätere Generationen – legen.
Eingebettet wird der Vortrag durch musikalische Beiträge des Philharmonischen Orchesters Gießen, des Opernchors des Stadttheaters sowie des Kinderchors in der Johanneskirche und Bariton Grga Peroš. Geleitet werden die Ensembles von GMD Andreas Schüller, dem 1. Kapellmeister Vladimir Yaskorski, Chordirektor Moritz Laurer sowie Kantor Christoph Koerber. Mit Werken von Rudolf Mauersberger („Wie liegt die Stadt so wüst“), dem im Lager ermordeten Pavel Haas (Studie für Streichorchester) oder Benjamin Britten („After the blast of lightning“ aus dem „War Requiem“), schafft auch die Musik nachdenkliche Momente.
Redebeiträge von Oberbürgermeister Frank-Tilo Becher und Intendantin Simone Sterr ergänzen das Programm.
Ab 20:03 Uhr – dem Zeitpunkt des damaligen Beginns der Bombardierung – werden die Kirchenglocken im Stadtgebiet läuten. Am gemeinsamen Glockengeläut beteiligt sind: St. Bonifatius, St. Albertus, St. Thomas Morus, Stadtkirchentum, Johanneskirche, Petruskirche, Kirche Wieseck und die Kapelle auf dem Alten Friedhof.
Im Anschluss an das Geläut werden Oberbürgermeister Frank-Tilo Becher und Stadtverordnetenvorsteher Joachim Grußdorf am Gedenkstein vor dem Stadtkirchenturm einen Kranz zum Gedenken an die Opfer der Bombardierung niederlegen.
Karten
Kostenlose Platzkarten für die Veranstaltung im Stadttheater sind an der Abendkasse erhältlich. Wer sich bereits vorab einen Platz reservieren möchte, kann dies im Haus der Karten (Kreuzplatz 6 in Gießen, 0641 7957 -60 / -61, theaterkasse@stadttheater-giessen.de) oder online (https://webshop.stadttheater-giessen.de) schon jetzt erledigen.
Halbmast-Beflaggung
Im Gedenken an die Opfer und die schwere Zerstörung weht die Flagge der Stadt Gießen am 6. Dezember vor dem Rathaus auf Halbmast.