Rathaus

Seiteninhalt
30.06.2022

Austausch über die Gießener Nacht

Keine Angebote, keine Räume, keine Infrastruktur? Oder doch: Keine Betreiber, keine Macher und keine Ideen? Wer hingehört hat, konnte die Antwort auf die Frage, was Gießens Nachtleben braucht, um künftig reicher und vielfältiger zu werden, nicht auf diese Kurzformel reduzieren. Antwortvorschläge gab es viele - so viele unterschiedliche wie wahrscheinlich Bedarfe in der jüngsten Stadt Hessens.

Oberbürgermeister Frank-Tilo Becher hatte eingeladen zur ersten Veranstaltung zum Thema „Nachtleben“. Zum ersten vertrauensvollen Austausch unter geladenen Gästen: Clubbetreiber, Gastronomen, Veranstalter, Hochschulen, Kulturschaffende, Aktive. Und gekommen sind viele. Im Musik- und Kunstverein als Gastgeber tauschten sich die Akteur/innen in einer moderierten Runde über rund drei Stunden mit dem OB, Bürgermeister Wright und Vertreter/innen der Verwaltung darüber aus, was in Gießen fehlt und was zu tun ist. Denn eines verband alle: Der Wunsch, dass der große Reichtum der Stadt an Aktiven und Kreativen auch das Nachtleben weiter bereichern möge.

Welche Bedeutung das Nachtleben, die Ausgeh- und Feiermöglichkeit für die Zufriedenheit und die Lebensqualität vor allem, aber nicht ausschließlich für junge Menschen hat und welche auch ökonomische Bedeutung die Nacht für all die hat, die von ihr leben wollen und müssen, darauf hatte in einem Eingangsreferat Jakob Franz Schmid (Stadtplaner, Hamburg) hingewiesen und dafür plädiert, es anderen Städten gleichzutun: sich in einem strategischen Prozess zu überlegen, welche Bedürfnisse es gibt, wie sie abzubilden sind, wie Interessenkonflikte zwischen Feiernden und zum Beispiel Anwohner/innen zu vermeiden sind. Schmid warb dafür, die Nachtökonomie genauso ernst zu nehmen wie zum Beispiel Interessen des Handels, der seinerseits allerorts bereits gut organisiert sei, um für sich und seine Interessen zu werben. Deshalb warb er dafür, dass sich Interessenvertreter/innen des Nachtlebens zusammenschließen mögen - damit ihre Stimme gehört werde und einfließen könne in die Stadtentwicklung. Klar jedoch wurde im Austausch: Es gibt nicht nur eine Stimme. Es gibt viele, vielfältige, diverse. Ob das Bestehende „nur“ mehr Unterstützung braucht, mehr Hilfestellung oder doch mehr Regelmäßigkeit von Angeboten (Clubs) gewünscht ist. Ob fehlende Clubs ein Ergebnis von fehlendem Raum, fehlender Nachfrage oder veränderter Ausgehgewohnheiten und -wünsche sind - auf all das gab es keine eindeutige Antwort.

Die Macher und Aktiven im Publikum zumindest plädierten deutlich dafür, aus dem reichen Spektrum des bereits Bestehenden Weiteres zu entwickeln und nicht von einem Tanztempel am Rande der Stadt zu träumen. Dass über die Nacht in Gießen weiter geredet werden soll und muss, machte OB Becher zum Abschluss deutlich: Der Anfang für einen Dialog mit dem deutlichen Ziel, die Nacht nicht zum Konfliktpunkt zwischen den verschiedenen Bedürfnissen nach Feiern auf der einen und nach Ruhe auf der anderen Seite zu machen sei gemacht. Es gehe nun darum, das Nachtleben als soziales Stadtentwicklungs-Kapital zu werten, zu befördern und sozusagen aus der Dunkelheit ins Licht der gemeinsamen Betrachtung zu heben.

Nach dem Auftakt wird es weitergehen: Braucht es doch mehr Infrastruktur? Mehr Zusammenarbeit? Oder Beratung? Oder Information? In welcher Form die Interessen der Aktiven gebündelt, beraten und koordiniert werden können, werden weitere Gespräche zeigen. Fest steht für den OB: „Die Gießener Nacht, die vielen Aktiven, die sie gestalten, gehört zu unseren Stärken. Wir müssen aber auch an einem Interessenausgleich arbeiten: Feiern gehört genauso zum Leben und zur Gesundheit wie nach getaner Arbeit ruhen zu können. Alles das muss in unserer Stadt möglich sein und verbunden werden.“ 

 

Kulturangebote in Gießen

Newsletter

Bestellen Sie sich hier den Newsletter und bleiben Sie immer auf dem Laufenden.