Folkert Rasch: Untiefen - Malerei
12.02.2009 bis 12.04.2009
Altes Schloß, Brandplatz 2
Eintritt frei
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Eröffnung: am 12.02.2009 um 19 Uhr, Sonderausstellungssaal
im Alten Schloss
Begrüßung: Kulturdezernent Dr. Reinhard Kaufmann
Einführung: Museumsdirektor Dr. Friedhelm Häring
Herr Rasch ist anwesend.
Dauer der Ausstellung: 13.02. – 12.04.2009
Katalog zur Ausstellung 8 €
erhältlich im Alten Schloss oder zzgl. Versandkosten (2,50 €) zu bestellen unter: museum@giessen.de
Untiefen
Wenn im Wattenmeer die verzweigten Wasserrinnen der Priele bei beginnender Flut sich füllen oder bei Ebbe, trotz starker Sogwirkung, noch so viel Wasser enthalten, dass sich die Flächen miteinander verbinden, sind die Niedrigwasser, die Untiefen der große Spiegel des Himmels. Auf dieser Fläche der Stille wechseln Abend und Morgen. Die schwebenden Daseinsebenen halber Wirklichkeit, in der der Alltag sich verläuft, sind ein Thema von Folkert Rasch. Die Horizonte seiner Bilder liegen ganz oben und vom unteren Bildrand her nach oben schichtet sich das Licht, aber auch das durchscheinende Gewächs der Algen, die Strömungsverläufe des Wassers wirbeln in Farbe. Untiefe meint auch, was die Fläche und die Leinwand selbst hergeben, nämlich Malerei in der Objektivität der Anschauung in der Zweidimensionalität.
Das ist das Wohltuende, dass in diesen Bildern die Grenzen unseres Alltags unscharf werden. Das Fesselnde an seinen Bildern ist, dass das Berechenbare zurücktritt, das Vordergründige unwichtig wird. Dadurch gewinnen die Tiefen des Existenziellen ein anderes Gewicht. Die Bilder von Folkert Rasch sind die Scheidewand zwischen Wirklichem und Unwirklichem. Das Wirkliche ist die vorgegebene Realität von Wasser, Strand, erkennbarem Wassergrund und der Spiegelung. Dies wird bewältigt mit Schichten von Malerei, in der sich auch Materielles mit einmischen kann. Die Bilder sind ein lebhaftes freies Erkennen, ein Pinseln und Spachteln im Prozess des Malens und der Veränderung. Über das malerische Tun verwächst der äußere Eindruck mit dem Überrealen, mit dem Meditativen. Das Reale verlässt durch Malerei der Leinwand die Vorlage und verwandelt sich in eine andere Daseinsebene, einen Aphorismus von Ewigkeit.
Die Doppeldeutigkeit des Begriffes Untiefe ist vom Künstler in seiner erkenntnisreichen Inhaltsschwere begriffen. Er meint zunächst eine geringe Tiefe, eine Gefährdung der Schifffahrt durch die Grundberührung. Gleichzeitig verweist Folkert Rasch auf die große, emotionale Tiefe (so wie es der Duden erklärt, anlehnend an dem Begriff Unmenge). Hier ist Untiefe, aufgrund des Präfixes „Un-“, eine besonders tiefe Stelle. Untiefe sagt also sich selbst und sein Gegenteil. Die eigentliche Tiefe des Bildes ist also nicht die tiefenräumliche Staffelung, sondern die Tiefe des Gesehenen im Spiegel der eigenen seelischen Potenz. Untiefe ist das wirkende Unwirkliche des Bildes.
Friedhelm Häring
Weitere Infos zum Künstler unter www.folkert-rasch.de
Untiefen
(Plakatbild)
Mischtechnik/Lwd., 2007
50 x 50 cm
Untiefen/Strand
Mischtechnik/Lwd., 2007
100 x 120 cm
Untiefen
Mischtechnik/Lwd., 2007
80 x 40 cm