Leben

Seiteninhalt

Bernd Bergkemper: Skulpturen

Datum:

16.06.2011 bis 17.07.2011

Ort:

Altes Schloß, Brandplatz 2

Kosten:

Eintritt frei

Termin exportieren

Bernd Bergkemper: Bär
Bernd Bergkemper: Bär
Eröffnung: 16. Juni 2011, 19 Uhr, Sonderausstellungssaal im Alten Schloss
Begrüßung: Dietlind Grabe-Bolz, Oberbürgermeisterin
Eröffnung: Dr. Friedhelm Häring, Museumsdirektor
Der Künstler ist anwesend.
Einladung zur Ausstellungseröffnung mit Daten zum Künstler (PDF, 177 KB)

Dauer der Ausstellung: 17:06. – 17.07.2011
Öffnungszeiten: Dienstag – Sonntag 10 – 16 Uhr


Tanz der Kräfte

Akte, Sumo-Ringer oder Motorradfahrer tauchen in seinem Œvre auf, es sind aber vor allem Tiere, die Bernd Bergkemper modelliert oder aus Stein herausschlägt. Alle Skulpturen sind auf wesentliche Formelemente reduziert, als wolle er die Totale der Schöpfung in jedem Einzelwerk auf das Prägnanteste kennzeichnen. Das gibt den Arbeiten Monumentalität.
Die Gesetzmäßigkeit, die der Künstler erschließt, erinnert an Franz Marcs (1880-1916) naturphilosophische Grundkonzeption oder an August Mackes (1887-1914) plastisch räumliche Abstraktion ausgewogener Farb- und Formsysteme, die am analytischen Kubismus orientiert sind.
Bergkemper entwickelt aus dieser kunsthistorischen Quelle sein dynamisches, energiegeladenes Skulpturenkonzept. Die Reduktion der Details unterstützt die Plastizität der Teile. Auch bei ihm ist das Tier Symbol für das Allsein, wenn auch nicht in der religiös-romantischen Überhöhung von Marc und Macke. Die Eindringlichkeit der Aussage ist vergleichbar.
In seinem Gedicht Der Panther von 1902, formulierte Rainer Maria Rilke (1875-1926) die innewohnende Potenz angesichts einer gefangenen Raubkatze im Jardin des Plantes in Paris in der zweiten Strophe.
„Der weiche Gang, geschmeidig starker Schritte, der sich im allerkleinsten Kreise dreht ist wie ein Tanz von Kraft, um eine Mitte, in der betäubt ein großer Wille steht.“
Kraft und Wille sind in allen Arbeiten des Bildhauers der Kern. Die Skulpturen führen den Dialog zwischen Masse aus Ton, Bronze und Diabas, dem daraus gewonnenen Volumen, dem Bauch der Dinge und der Linie, die fasst, begrenzt, artikuliert. Die Linie umgreift das Äußere und definiert es als das Wesenhafte von Eule, Hase, Bär und Stier. Sie verdeutlicht die angesammelte Kraft zum Sprung, zum Flug. Sie birgt die intellektuelle Aussage, ist Dynamik, Dirigat, Musik, Empathie, Eros des Tuns, ist der Grat um das Lebensgesetz festzuhalten, vom Beliebigen zu trennen und das Unverbrüchliche als Skulptur zu verankern.
Sein Realismus ist in keinem seiner Werke nachbildend oder gar abbildend. Alles ist neu erfunden, Gesang vom Leben, vom Geschaffenen, vom Schöpfer. Dies spiegelt seine Kunst aus ihrer Verwandlungskraft bis in die Abstraktion.
Im November 1908 schließt Rainer Maria Rilke sein Requiem für eine Freundin ab, ein Hymnus auf die Malerin Paula Modersohn-Becker (1876-1907). Darin beschreibt er ihren Charakter und ihre Kunst.
„Denn das verstandest du: die vollen Früchte. Die legtest du auf Schalen vor dich hin und wogst mit Farben ihre Schwere auf. Und so wie Früchte sahst du auch die Frauen und sahst die Kinder so, von innen her getrieben in die Formen ihres Daseins.“
Diese Formulierung verleitet zur Übernahme, weil sie knapp sagt, was Bernd Bergkemper schafft. In Ton, in Bronze und in dem harten, schwarzen, subvulkanischen Diabas formt er, legt er Daseinsformen frei, deutet aus und überführt die angespannten Linien und Volumen der Leiber in zeitlos Gültiges.

Friedhelm Häring

 

Newsletter

Bestellen Sie sich hier den Newsletter und bleiben Sie immer auf dem Laufenden.