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Schutzgebiete

Allgemeiner Grundsatz im Bundesnaturschutzgesetz ist die Schaffung eines Netzes aus verbundenen Biotopen. Auf zehn Prozent der Landesfläche Hessens soll ein Biotopverbund aus Kernflächen, Verbindungsflächen und Verbindungselementen entstehen. Dazu zählen im Stadtgebiet Gießen die FFH- und Vogelschutzgebiete, die Naturschutzgebiete, ein Landschaftsschutzgebiet, die gesetzlich geschützten Biotope und die Naturdenkmäler.

FFH- und Vogelschutzgebiete

In Gießen gehören sieben Flora-Fauna-Habitat-Gebiete und 2 Vogelschutzgebiete zum europäischen Schutzgebietssystem NATURA-2000. Die Grunddatenerfassungen mit Erhebungen zu den Lebensraumtypen und den relevanten Tier- sowie Pflanzenartengruppen sind abgeschlossen. Sie bilden die Grundlage für die Pflege- und Maßnahmenplanungen, ihre Umsetzung und Kontrolle. Die Obere Naturschutzbehörde hat die Natura 2000-Gebiete Gießens der EU gemeldet und ist die zuständige Fachbehörde. 

FFH-Gebiet "Borstgrasrasen bei Wieseck und Callunaheiden bei Mainzlar"

FFH-Gebiet "Wiesecker Teiche"

FFH-Gebiet "Hangelstein"

FFH-Gebiet "Wieseckaue und Jossolleraue"

FFH-Gebiet "Gewässer in den Gailschen Tongruben"

FFH-Gebiet "Gießener Bergwerkswald"

FFH- und VSG-Gebiet "Lahnaue zwischen Atzbach und Gießen"

Naturschutzgebiete

Naturschutzgebiete sind rechtlich gesicherte Gebiete u.a. zur Erhaltung, Entwicklung und Wiederherstellung von Lebensräumen, Lebensstätten und Lebensgemeinschaften wildlebender Pflanzen- und Tierarten. Diese können in das europäische NATURA-2000-Netz voll oder teilweise eingebunden sein. Das trifft auf den Gießener Bergwerkswald, den Hangelstein sowie das Naturschutzgebiet Aschborn und Uderborn zu.

Naturschutzgebiet Gießener Bergwerkswald

Lebensräume und besondere Arten

Dieses ehemalige Tagebergbaugebiet weist zahlreiche Seen und Teiche mit Kammmolch-Population auf. Im Norden dominieren artenreiche Gebüsche mit Magerrasen und Saumfragmenten. Im Süden überwiegen Laubwälder.

Standortverhältnisse

Besonders wertvoll ist der kleinräumige Wechsel von Standortbedingungen, Nährstoffverhältnissen, Wasserversorgung und Topographie, der Lebensraum für seltene Arten bietet.

Geowissenschaftliche Bedeutung

Als ehemaliges Bergbaugebiet mit Eisen- und Manganerzlager, sowie aufgrund von Vorkommen von Massenkalk, Ostracoden- und Orthocerenkalk und Dalmaniten-Sandstein hat es eine hohe geowissenschaftliche Bedeutung.

Naturschutzgebiet Hangelstein

Naturräumliche Einordnung

Als einer der westlichsten Basaltkegel des Vogelsbergvulkanismus erhebt sich der Hangelstein am Rande des Gießener Beckens in eine Höhe von 305 m. Seine Hänge sind steil geneigt und durch einige tief eingeschnittene kleine Täler zu einem bewegten Relief geformt. Stellenweise treten Felsen an die Oberfläche. Einige davon zeigen Säulenbasalt.

Geschichte der Unterschutzstellung

Der Hangelstein ist ein vielfältiges und artenreiches Waldgebiet von herausragender Bedeutung. Seit mehr als zweieinhalb Jahrhunderten ist der Berg für seine Vorkommen seltener Pflanzenarten bekannt. Viele Botaniker und Naturkundler haben den Hangelstein erkundet, so auch der Frankfurter Arzt und Naturforscher Johann Christian Senckenberg (1707-1772). Voraussetzung für das reiche Vorkommen seltener Pflanzenarten ist das allgemein trocken-warme Klima am Hangelstein, das an den steil in südliche Richtungen geneigten Hängen noch verstärkt wird.

Waldvegetationstypen im Schutzgebiet

Eine Besonderheit am Hangelstein sind die verschiedenen Waldgesellschaften, die sich aufgrund des engen Nebeneinanders von gegensätzlichen kleinklimatischen und unterschiedlichen Boden-Verhältnissen entwickelt haben.

  • Waldlabkraut-Eichen-Hainbuchenwälder
    Die Waldlabkraut-Eichen-Hainbuchenwälder wachsen am Hangelstein bevorzugt an den trocken-warmen, west- bis südexponierten Standorten auf der Kuppe und am Oberhang. In dem lichten Waldgebiet blühen im Frühjahr farbenprächtige seltene Pflanzen wie der Finger- und Hohle Lerchensporn mit ihren weißen und rosa Blüten, gelb blühende Arten wie Waldgoldstern und Gelbes Windröschen und das violett blühende Dunkle Lungenkraut, die Arznei-Schlüsselblume u. a. Hier ist in der Baumschicht auch die Elsbeere zu finden.
  • Blockschuttwälder
    Die Blockschuttwälder kommen am Hangelstein sehr kleinflächig vor und beschränken sich auf den von Basaltblöcken übersäten, kühlen und luftfeuchten, steilen Nordosthang. Auf diesen Sonderstandorten macht die Buche natürlicherweise den Edellaubhölzern Linde, Ahorn und Ulme Platz. Die Esche gesellt sich häufig dazu. Neben wenigen, einzelnen Vorkommen des Gelben Eisenhutes ist der Eschen-Bergahorn-Schluchtwald mit dem Silberblatt als Charakterart eine Besonderheit des Gebietes. Die schutzwürdigen Blockschuttwälder des Hangelsteins sind auf Grund der steilen Hanglage wohl nie forstwirtschaftlich genutzt worden und befinden sich daher in einem eher naturnahen Zustand.
  • Waldgersten-Buchenwälder
    Die Waldgersten-Buchenwälder wachsen am Hangelstein an den weniger steilen Bereichen auf den mittel- bis tiefgründigen, frischen Böden unterhalb der Kuppen- und Oberhangregion auf Basaltgestein. Vorherrschende Baumart ist die Buche, der zahlreiche Eschen beigemischt sind. Charakterart der Waldgersten-Buchenwälder ist die Waldgerste, zu der sich der Aronstab, das Wald-Bingelkraut, die Frühlings-Platterbse und der Seidelbast gesellen.

Schutzziele

Zweck der Unterschutzstellung ist es, die naturnahen, arten- und strukturreichen Laubwaldgesellschaften des Hangelsteins als Standort seltener Pflanzen- und Tierarten zu erhalten, langfristig zu sichern und ökologisch aufzuwerten. Unter vegetationskundlichen Gesichtspunkten ist der Hangelstein auch deshalb ein bedeutendes Objekt des Naturschutzes, weil er die nur selten anzutreffende Vielfalt an Waldgesellschaften auf einer sehr kleinen Fläche beherbergt. Außerdem ist der Hangelstein ein lokal bedeutendes Vogelbrutgebiet.

Keine Naturschutzmaßnahmen sondern natürliche Entwicklung

Die Universitätsstadt Gießen als Waldeigentümerin hat auf die forstliche Nutzung der Laubwaldbestände verzichtet und ermöglicht so eine naturnahe Waldentwicklung mit Bäumen aller Altersklassen vom Keimling bis hin zum absterbenden Baumriesen. So entstehen artenreiche Wälder mit viel stehendem und liegendem Totholz, die eine große Vielfalt von Lebensräumen für Tiere, Pilze und Pflanzen bieten. Baumfällungen erfolgen nur noch entlang der ausgewiesenen Wege aus Gründen der Verkehrssicherung und aufgrund von konkreten Pflegemaßnahmen (z. B. Entnahme von standortfremden Nadelbäumen).

Naturschutzgebiet Hohe Warte

Geschichte der Unterschutzstellung

Dieses Gebiet ist seit dem Jahr 1999 als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Auf dem ehemaligen militärischen Übungsgelände und seinen durch extensive Landnutzung und den Übungsbetrieb entstandenen Störstellen stößt man auf sehr seltene Tier- und Pflanzenarten.

Schutzziele

Zweck der Unterschutzstellung ist es, das vielgestaltige Mosaik aus naturnahen Waldgesellschaften, Heckenstrukturen, Still- und Fließgewässern und verschiedenen Brache- und Sukzessionsstandorten als Standort seltener und bestandsgefährdeter Pflanzen- und Tierarten zu sichern und zu erhalten.

Maßnahmen zur Umsetzung der Schutzziele

  • Förderung von Altholzbeständen
  • Umbau von Nadelbaumschonungen in naturnahen Laub-Mischwald
  • Entgegenwirken der Verlandung und Eutrophierung der Stillgewässer durch Auslichtung der ufernahen Gehölzbestände und Säuberung der Randbereiche von Laubstreu und Ästen
  • Entbuschung und langfristige Sicherstellung der Pflege der Magerrasenflächen
  • Extensive Schafbeweidung auf den Freiflächen besonders im Südostteil der Hohe Warte
  • Sukzession auf einem Teil der Brachen; Auslichtungen auf den übrigen Stand

Galerie

Naturschutzgebiet Aschborn und Uderborn bei Rödgen

Schutzziele

Zweck der Unterschutzstellung ist es, eines der wertvollsten Quell-Niedermoore im Bereich des Gießener Beckens, die artenreichen Feuchtwiesen-Gesellschaften, die angrenzenden Glatthaferwiesen, die Eichen-Hainbuchen- und Schwarzerlen-Galeriewälder des Krebsbaches als Lebensraum bedrohter Pflanzen- und Tierarten zu erhalten und langfristig zu sichern.

Landschaftsschutzgebiet

Landschaftsschutzgebiet "Auenverbund Lahn-Dill"

Gesetzlich geschützte Biotope

Im Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG § 30) sind folgende bei uns in Gießen vorkommende Biotope aufgeführt:

  1. natürliche oder naturnahe Bereiche fließender und stehender Binnengewässer einschließlich ihrer Ufer und der dazugehörigen uferbegleitenden natürlichen oder naturnahen Vegetation sowie ihrer natürlichen oder naturnahen Verlandungsbereiche, Altarme und regelmäßig überschwemmten Bereiche,
  2. Moore, Röhrichte, Großseggenrieder, seggen- und binsenreiche Nasswiesen, Quellbereiche, Binnenlandsalzstellen,
  3. offene natürliche Schutthalden, Zwergstrauchheiden, Borstgrasrasen, Trockenrasen, Wälder und Gebüsche trockenwarmer Standorte,
  4. Bruch-, Sumpf- und Auenwälder,
  5. offene Felsbildungen.

Im Hessischen Ausführungsgesetz zum Bundesnaturschutzgesetz (HAGBNatSCHG § 13) werden folgende Biotope ergänzt:

  1. Alleen
  2. Streuobstbestände bzw. -wiesen außerhalb der im Zusammenhang bebauten Ortsteile

Sollte sich ein derartiger Lebensraum auf Ihrem Grundstück befinden, darf er nicht zerstört oder in irgendeiner Art beeinträchtigt werden. Bitte helfen Sie mit, seltene Tier- und Pflanzenarten zu erhalten. 

Naturdenkmäler

Naturdenkmäler sind rechtlich gesicherte Einzelschöpfungen. Dazu zählen zumeist alte historische Bäume, die wegen ihrer landeskundlichen oder naturgeschichtlichen Bedeutung unter Schutz gestellt werden. Die Beseitigung dieser Naturdenkmäler ist verboten. Folgende Naturdenkmäler sind bereits im Stadtgebiet ausgewiesen:

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