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Hussein aus Syrien

Syrien © Bernd Kirchner
Syrien © Bernd Kirchner

Damaskus liegt etwa 3000 km Luftlinie von Gießen entfernt. 3000 km zwischen einer Stadt im Krieg und einer Stadt in Frieden. Und an diesem für uns so friedlichen Abend treffe ich mich mit dem Syrer Hussein, der mir seine Geschichte als Flüchtling erzählt.

Er berichtet mir von den friedlichen Demonstrationen gegen das Assad Regime und wie der Diktator seine Truppen in die umliegenden Dörfer schickte und dort die Menschen ermorden ließ. Wie in Husseins Dorf über 250 Bewohner umgebracht wurden, dass viele Freunde von Hussein starben und wie Scharfschützen auf die Menschen feuerten, die sich auf dem Weg in die Hauptstadt machten. Und dass er jeden Tag mit der Angst lebte, selbst umgebracht zu werden. Sein Vater verkaufte daraufhin einen Großteil seines Besitzes, um seine beiden Söhne außer Landes bringen zu lassen. Weit über 15000 Euro kosteten dabei die Schlepper! Von Damaskus ging es in den Libanon, von dort in die Türkei und danach für dreizehn Tage auf ein Flüchtlingsboot Richtung Italien. Bereits nach sieben Tagen hatten sie an Bord jedoch kein sauberes Trinkwasser mehr und die Essensvorräte waren durch den hohen Wellengang nass geworden. Über 170 Flüchtlinge, die bei aufgepeitschter See, in dem völlig überfülltem Boot, dicht zusammengdrängt waren und ein leckes Boot, das kurz vor dem Untergang stand. Gerettet wurden sie in allerletzter Minute von einem britischen Schiff, welches sie sicher an das Festland brachte. Von Italien ging es dann per Zug nach Deutschland, wo die Reise letztendlich in Gießen endete. Hier schläft Hussein während der ersten Wochen sehr schlecht, da er sich noch auf dem Flüchtlingsboot wähnt. Während ich diesen Erlebnissen lausche, nimmt die Bedienng am Nachbartisch Bestellung auf, ein Pärchen läuft engumschlungen vorbei ... ein ganz normaler Tag neigt sich dem Ende zu und mir sitzt ein junger Mann gegenüber, der mich in eine andere Welt mitnimmt. Der zurückhaltend wirkt, aber trotzdem Energie und Lebenslust ausstrahlt, für die ich ihn bewundere. "Manchmal wache ich auf und frage mich, was aus meinen Träumen geworden ist", meinte er kurz darauf. Er wohnt jetzt in einer 3er WG und lernt die deutsche Sprache und möchte schnellstmöglich "Internationales Recht" weiterstudieren. Gerne möchte ich diesen Bericht schließen mit den Worten Husseins: "Syria is not my country, it should be the second country for everyone."

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