Leben

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Ali A. aus Syrien

Ali © Bernd Kirchner
Ali © Bernd Kirchner

Heute bin ich in einem der hessischen Landkreise unterwegs. Ali A., den ich bereits früher portraitiert habe, hatte sich bei mir gemeldet und mich zu sich eingeladen.

Mein Auto schlängelt sich über die engen Straßen, auf denen zum Teil noch Schnee liegt. Als ich dann nach knapp einer Stunde ankomme, erwartet mich ein ganz kleines Dorf, von dem wahrscheinlich niemand vermutet hätte, dass in einem der unscheinbaren Häuser Flüchtlinge aus Syrien beherbergt werden.

Ali erwartet mich bereits und ist wie ich sichtlich gerührt, dass wir uns wiedersehen. Er ist erfreut, dass ihn jemand besucht und zeigt mir sogleich das Haus, in dem er zusammen mit mehreren Landsleuten aus Syrien wohnt. Insgesamt 8 Monate ist er hier in Deutschland. Er erklärt mir, dass diese Warterei nicht einfach für ihn sei. Auf seinem Ausweis steht jetzt "Aufenthaltsgestattung" was eigentlich nur bedeutet, dass er einen Asylantrag gestellt hat und sich in der Bundesrepublik aufhalten darf. Er erzählt mir, dass er in die nur wenige Kilometer weit entfernten Flüchtlingseinrichtung bei der Kleiderausgabe mithilft und so seine Zeit sinnvoll nutzt.

Wir unterhalten uns über die gegenwärtigen Ereignisse in Syrien, sowie den Anschlägen in Paris und Beirut. Für ihn ist es unfassbar wie Menschen solch grauenhafte Akte vollführen können. Er sei vor Krieg und Terror geflohen und wolle in Frieden leben. Er möchte hier arbeiten und vor allem noch besser Deutsch lernen. Er spricht ruhig und bedächtig aber er wirkt auf mich sehr bedrückt und irgendwie verloren. Er lobt die freundlichen und hilfsbereiten Menschen im Dorf und drückt immer wieder seine Dankbarkeit aus. Als ich ihn direkt anspreche, dass er einen traurigen Eindruck auf mich macht, lächelte er kurz und sagt dann:"Die Straßen hier, sind nicht die Straßen von Damaskus"...

Als ich bei angrenzender Dunkelheit in mein Auto steige und die Heimreise antrete, fängt es heftig an zu regnen. Und als mir dann noch aus den Boxen das Lied von Coldplay "Fix you" entgegenschallt, merke ich für einen kurzen Augenblick, wie schmerzlich es für Flüchtlinge wohl sein muss ihre Heimat vielleicht für immer verloren zu haben:"Tears stream down your face. When you lose something you cannot replace"... 

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