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Planet Greyhound

Von Julia Scher | kuratiert von Dr. Nadia Ismail

Datum:

18.02.2022 bis 01.05.2022

Ort:

Kunsthalle Gießen

Berliner Platz 1
35390 Gießen

0641 306-1041
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Begrüßung von OB Frank-Tilo Becher zur Ausstellung "Planet Greyhound"


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Einführung von Nadia Ismail in die Ausstellung "Planet Greyhound"


Für ihre Einzelausstellung Planet Greyhound verwandelt die Künstlerin Julia Scher die Kunsthalle Gießen in einen kühlen, intergalaktischen Transitbereich für humanoide und extraterrestrische Lebensformen.

Der titelgebende Planet Greyhound – ein Exoplanet, für den Julia Scher und die Kunsthalle über fünf Jahre eine Patenschaft übernommen haben – avanciert zu einem kosmischen Sehnsuchtsort. Hoffnungen auf ein neues, friedvolleres Zusammensein jenseits von Kontrollmechanismen verschmelzen in dem neuesten Werkkomplex der Künstlerin mit einer kritischen Befragung territorialer Herrschaftsansprüche.

Die Okkupation von Territorien, die keinem Staat oder Land zugeordnet werden können und zu denen insbesondere der kosmischen Raum gehört, nimmt zu. Auch wenn diese Inbesitznahme einen noch weitestgehend symbolischen Charakter besitzt, indem vor allem Sterne an Liebende verschenkt werden, erhält die Suche nach alternativen Lebensräumen einen ernster werdenden Unterton. Knappe Ressourcen und Folgen der Klimaveränderung auf der Erde lassen erreichbare Planeten als möglichen Zufluchtsort realistisch erscheinen, wie die jüngsten, auch auf Wasservorkommen ausgerichteten Marsmissionen nahelegen. Der Weltraumtourismus der Superreichen gewinnt ebenfalls an Popularität. Der Grat zwischen sinnbildlicher Aktion und realem Anspruch ist daher schmal.

Planet Greyhound, dessen Name ursprünglich Flam 7 CMa C lautet, liegt im Sternbild Großer Hund. 64,4 Lichtjahre von der Erde entfernt und bestehend aus Gas, besitzt er keine feste Oberfläche. Damit scheint der Exoplanet physisch unbewohnbar. In Rekurs auf Überlegungen von Astronom*innen und in Verflechtung mit Science-Fiction entwickelt Julia Scher für Greyhound die Vision einer Gesellschaftsform, in der humanoide und extraterrestrische Lebensformen in ebenso fried- wie respektvoller Weise miteinander leben. Die ersten Bewohner*innen sind Gabriele, Gretel, Gretchen, Gert und Greta. Es handelt sich dabei um Windhunde (engl. Greyhound).

Betreten die Besucher*innen die Kunsthalle Gießen, werden sie von Greta, einer marmornen Windhundskulptur, begrüßt. Der für die Ausstellung und den Planeten namensstiftende Greyhound bezieht sich originär auf die Greyhound Lines, das größte Linienbusunternehmen für Fernreiseverkehr in den USA, was jüngst von Flixbus übernommen wurde. Dessen ausrangierte Busse wurden im vergangenen Winter oftmals zu mobilen Wärmestationen für marginalisierte Gesellschaftsgruppen umfunktioniert. Dieser zwischenmenschliche Akt in Verbindung mit den Bildern von Sehnsuchtsreisen, die häufig in US-amerikanischen Filmen der 1950er Jahren in einem Greyhoundbus ihren Anfang nehmen, wird zum konzeptuellen Ausgangspunkt für die Ausstellung.

Mit dem neuen Werkkomplex der Künstlerin, der eigens für die Kunsthalle Gießen entwickelt wurde, verwandelt Julia Scher den Ausstellungsraum in einen intergalaktischen Transitbereich. Ähnlich einer Wartehalle verweisen digitale Abflugtafeln und große Gate-Nummern auf Flugsteige und laden zu Reisen rund um die Erde und in ferne Galaxien ein. Die humorvoll gebrochenen Bilder und Klänge ihrer audio-visuellen Installation verweben sich mit der cleanen Aura des Raumes. Doch ist die Aufbruchstimmung und temporäre Zuflucht in eine andere, vielleicht bessere Welt mit einem leisen Unterton versetzt. Es sind die in der Kunsthalle verteilten Überwachungskameras, die mal sichtbar, mal unsichtbar das Geschehen wiedergeben – insbesondere dann, wenn eine Kameralinse den Bewegungen den Besucher*innen folgt und jede Regung zu registrieren scheinen. Scher lässt dabei bewusst offen, aus welcher Motivation heraus die Observation erfolgt. Es entsteht eine brüchige Stimmung, die stetig zwischen Sicherheit, Überwachung und Voyeurismus oszilliert. Die Künstlerin knüpft damit an ihre über dreißigjährige, intensive Beschäftigung mit Überwachungstechnologien an. In ihren multimedialen Arbeiten deckt sie damit einhergehende Gefahren auf, erforscht die Dynamik sozialer Kontrolle im öffentlichen Raum und reflektiert kollektives Verhalten und Handeln. Der Ausstellungsraum der Kunsthalle changiert zwischen Visionen von Eutopie und Dystopie und streift unterschwellig Themen wie Elon Musks SpaceXProjekte – deren erklärtes Ziel ist es, den Mars zu einer beständigen und autonomen Kolonie der Menschheit zu machen – und die jüngst veröffentlichten Berichte des USVerteidigungsministeriums über UFO-Sichtungen.

Julia Scher (*1954, Los Angeles) lebt und arbeitet in Köln. Ihr Schaffen ist durchzogen von einem extensiven Programm internationaler Einzel- und Gruppenausstellungen, u. a. Venedig Biennale; Whitney Biennial, New York; The Wexner Center for the Arts, Columbus, Ohio; The Walker Art Center, Minneapolis, Minnesota; Tapias Museum, Barcelona; Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía, Madrid; San Francisco Museum of Modern Art; Museé d'art Moderne, Paris; Künstlerhaus Stuttgart; Kölnischer Kunstverein; ICA, London und MOMCA, Genf. Darüber hinaus erhielt sie zahlreiche Stipendien und Förderungen, darunter etwa das John Simon Guggenheim Memorial Foundation Fellowship for Installation Art, 2005; The Bunting Institute Fellowship for Surveillance Studies, Harvard University, 1996–1997; NEA Grant for Installation Art, 1992. Neben ihrer künstlerischen Tätigkeit lehrte Scher an zahlreichen Universitäten, u. a. Department of Architecture at the MIT Boston; The Cooper Union for Art and Science; Hartford University Art School; UCLA; USC; Harvard University; Columbia University; The Institute for Advanced Study at Princeton und Rutgers University. Während ihrer Lehrtätigkeit in der Abteilung für Film und Video am Massachusetts College of Art and Design eröffnete sie die erste Kunstklasse mit dem Namen „Surveillance Studies“ in den Vereinigten Staaten. Von 2006 bis 2021 war sie Professorin an der Kunsthochschule für Medien in Köln.

Herzlicher Dank an
Drei, Köln
Esther Schipper, Berlin


Julia Scher (*1954, Los Angeles) lebt und arbeitet in Köln. Ihr Schaffen ist durchzogen von einem extensiven Programm internationaler Einzel- und Gruppenausstellungen, u. a. Venedig Biennale; Whitney Biennial, New York; The Wexner Center for the Arts, Columbus, Ohio; The Walker Art Center, Minneapolis, Minnesota; Tapias Museum, Barcelona; Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía, Madrid; San Francisco Museum of Modern Art; Museé d'art Moderne, Paris; Künstlerhaus Stuttgart; Kölnischer Kunstverein; ICA, London und MOMCA, Genf. Darüber hinaus erhielt sie zahlreiche Stipendien und Förderungen, darunter etwa das John Simon Guggenheim Memorial Foundation Fellowship for Installation Art, 2005; The Bunting Institute Fellowship for Surveillance Studies, Harvard University, 1996–1997; NEA Grant for Installation Art, 1992. Neben ihrer künstlerischen Tätigkeit lehrte Scher an zahlreichen Universitäten, u. a. Department of Architecture at the MIT Boston; The Cooper Union for Art and Science; Hartford University Art School; UCLA; USC; Harvard University; Columbia University; The Institute for Advanced Study at Princeton und Rutgers University. Während ihrer Lehrtätigkeit in der Abteilung für Film und Video am Massachusetts College of Art and Design eröffnete sie die erste Kunstklasse mit dem Namen „Surveillance Studies“ in den Vereinigten Staaten. Von 2006 bis 2021 war sie Professorin an der Kunsthochschule für Medien in Köln.

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