Rathaus

Seiteninhalt
14.04.2023

Stadtgeschichte virtuell und lebendig: digitaler Audiowalk

Innovation und Digitales im Museum

Das Oberhessische Museum Gießen hat sich dank der Förderung im Projekt museum4punkt0 in die virtuelle Welt begeben. Es ist dabei, einen neuen Weg zu erproben, Stadtgeschichte erzählerisch und erlebnisorientiert zu vermitteln. Besucher*innen können anhand eines prototypischen Audiowalks einen ersten Einblick gewinnen: Sie folgen einer fiktiven Figur und erfahren dabei auf unterhaltsame Weise Details zur Stadtgeschichte und zu ausgestellten Museumsobjekten.

Oberbürgermeister Frank-Tilo Becher zeigt sich begeistert: „Mich freut besonders, dass sichtbar wird, wie im Museum tatsächlich mit digitalen Methoden experimentiert wird. Man spürt bei diesem Projekt förmlich das kreative Potenzial unseres Museums und es wird deutlich mit welchem produktiven Teamgeist im Museum zusammen mit unterschiedlichen Partnerinnen und Partnern an der Weiterentwicklung von lebendiger, digitaler Geschichtsvermittlung gearbeitet wird.“ Struktur und Verbundprojekt museum4punkt0 Das Oberhessische Museum ist Teil des Verbundprojektes museum4punkt0 - einem deutschlandweiten Netzwerk verschiedener Museen. Die Projektlaufzeit begann im März 2022 und findet mit der Implementierung und der Testphase im Digitallabor nun ihren Abschluss.

In dem Verbundprojekt museum4punkt0 vernetzt, steuert und koordiniert die Stiftung Preußischer Kulturbesitz deutschlandweit unterschiedlich ausgerichtete Museen bei der Entwicklung digitaler Anwendungen für die interaktive und partizipative Vermittlung des Kulturerbes. Sämtliche Projektergebnisse werden zur Nachnutzug bereitgestellt, der Wissenstransfer erfolgt projektbegleitend in die deutsche Museums- und Kulturerbelandschaft.

Neben der Bereitstellung einsatzbereiter oder adaptionsfähiger Anwendungen teilen die Teams in öffentlichen Veranstaltungen Erkenntnisse aus der Praxis und unterstützen andere Institutionen beispielsweise mit Erfahrungsberichten, Beratungen und Apps. Der intensive, kollegiale Austausch und die im Verbund gebündelte interdisziplinäre Expertise machen museum4punkt0 zu einem nachhaltigen Digitalprojekt.

Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien fördert das Verbundprojekt aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages seit 2017 und ermöglichte im Rahmen von NEUSTART KULTUR 2022 die Fortsetzung und Erweiterung auf 27 Teilprojekte in einer dritten Förderphase. Neun neue Institutionen aus weiteren Bundesländern wurden im März 2022 in die Förderung aufgenommen, darunter das Oberhessische Museum Gießen.

Virtuelles Storytelling

Das Oberhessische Museum Gießen ist im Besitz eines außerordentlich beliebten und vielschichtigen Stadtmodells, das 1969 gefertigt wurde und den Zustand der Stadt der 1930er Jahre – vor der Zerstörung im Jahr 1944 – zeigt. Dieses analoge Objekt wird mit Hilfe der Förderung im Rahmen von museum4punkt0 mit innovativen und digitalen Ergänzungen erweitert, die in der Museumspraxis so noch nicht existieren. Das Stadtmodell wurde mit Hilfe von 3D-Druck um das Volksbad erweitert, das viele Gießener*innen noch aus den 1960er Jahren kennen. Mit Augmented Reality wird nun das alte Schwimmbad zum Leben erweckt und virtuell erfahrbar. Analoge und digitale Erweiterungen fließen in eine neuartige Erzählform ein.

Als Grundlage für die interaktive Erzählung wird die Methode des Storycircles verwendet, die auf den Drehbuchautor Dan Harmon zurückgeht. Der Storycircle ist in acht Schritte gegliedert, die den Rahmen für die Erzählung einer Geschichte vorgeben. Ein*e Protagonist*in begibt sich auf eine Art Heldenreise und durchschreitet dabei die verschiedenen Stationen mit Höhen und Tiefen.

In der Testphase des immersiven Audiowalks im Digitallabor des Oberhessischen Museums lernen Besucher*innen die 25-jährige Lina kennen, Studentin und stolze Erbin eines städtischen Kleingartens, in dem sie liebevoll Schmetterlinge ansiedelt. Derzeit recherchiert sie für einen Artikel, den sie für die Uni-Zeitschrift plant. Sie hat die Chance den großen Aufmacher zu schreiben, aber noch keine Idee worüber. Wir erleben sie dabei, wie sie behutsam einen eingesperrten Schmetterling aus einem Glas freilässt. Geleitet vom Schmetterling gehen Besucher*innen zusammen mit Lina auf die Suche nach Gießens Beschäftigung mit dem Thema Nachhaltigkeit, erfahren etwas über den Klimawandel, die Rolle des Wassers und finden immer wieder Verknüpfungen zur historischen Stadtentwicklung.

Nachhaltig nutzbar

Die Erweiterung des Stadtmodells ins Digitale ist nachhaltig nutzbar: Da architektonische Modelle in deutschen Stadtmuseen, insbesondere durch die kriegsbedingten Zerstörungen vieler historischer Bauten, eine Highlight-Rolle innehaben, kann das Projekt des Oberhessischen Museums als einzigartiger Prototyp zukünftig für viele kommunale Häuser nutzbar gemacht werden. Die Erinnerungskultur an verschwundene Lebenswelten vieler deutscher Städte soll hierdurch gefördert werden.

Das Gießener Stadtmodell ist in einen audio-visuellen Rundgang eingebettet, der die Besucher*innen auf spielerische, aktivierende und sinnliche Weise durch digitale Formate in die erzählerische Welt der Stadtgeschichte hineinzieht und sie teilhaben lässt. Besucher*innen sind dazu mit Tablets und mobilen Audiogeräten ausgestattet und werden darüber geleitet. An unterschiedlichen Stationen, werden Objekte durch Augmented Reality digital zum Leben erweckt und eine spielerische Vermittlung findet statt. Auf der Vermittlungsebene dienen diese emotionalen Erzählungen und das Hineinversetzen in andere Rollen dazu, die Geschichten nachhaltig zu vermitteln und auf diese Weise die Besucher*innen anzusprechen und ins Staunen zu versetzen.

Der immersive Audiowalk soll nach der Testphase im Digitallabor für die geplante neue Dauerausstellung verfeinert, ergänzt und weitergenutzt werden. Somit schafft das neukonzeptionierte Gießener Museum ein zeitgemäßes und modernes Vermittlungserlebnis für Groß und Klein. Mit dem innovativen Vermittlungsformat lernen Besucher*innen Neues, es wird entdeckt, erforscht, erlebt.

Interdisziplinäre Zusammenarbeit

In der langen Planungsphase zur Ideenentwicklung konnte das Oberhessische Museum auf die gute Zusammenarbeit mit dem Gestaltungsbüro STUDIO NEUE MUSEEN setzen. Für die inhaltliche Umsetzung produzierte die Drehbuchautorin Jenny Alten in enger Zusammenarbeit mit dem Museumsteam ein Skript, das als Grundlage für die Illustratorin Jelena Milunovic und den Programmierer Luka Tilinger für die Augmented Reality Darstellungen diente.

Abschlusspräsentation in Berlin

Zwischen dem 3. und 4. Mai wird das Oberhessische Museum Gießen im Kulturforum Berlin abschließend das Projekt vorstellen und in den Wissenstransfer wie auch Erfahrungsaustausch mit den Verbundpartner*innen und Interessierten gehen.

Alle Infos zum Oberhessisches Museum

Newsletter

Bestellen Sie sich hier den Newsletter und bleiben Sie immer auf dem Laufenden.