Katharina Sieverding
Ausstellung in der Kunsthalle
Datum: 19.04.2015
Datum: 05.07.2015
Kunsthalle Gießen, Rathaus, Berliner Platz 1
In dem großzügigen Raum der Kunsthalle Gießen wird Katharina Sieverding zwei herausragende Schlüsselwerke ihres bisherigen Oeuvres zum ersten Mal aufeinandertreffen lassen, zu einer künstlerischen Aussage verdichten und zugleich den sich durch den Raum bewegenden Betrachter ins Zentrum dieser Arbeit stellen.
Die eindrucksvolle mehr als einstündige HD-Filmprojektion „Die Sonne um Mitternacht schauen“ aus dem Jahre 2013, die im gleichen Jahr ihre Premiere im Museum Schloss Moyland als Teil einer großen Werkschau der Künstlerin hatte, und in der Katharina Sieverding Open Source Daten des Nasa-Unternehmens SDO als Grundlage nutzt, wurde für die Gießener Ausstellung um den Zeitraum von Juli 2013 bis April 2015 fortgeführt und erweitert. So dokumentiert diese Projektion die aktuellen Daten der Sonnentätigkeit und konfrontiert den Betrachter in filmischer Aufbereitung mit einem einerseits wissenschaftlich-authentischen, andererseits künstlerisch verfremdeten, magisch ausstrahlenden Bild der Sonne.
Diese faszinierende großformatige Wand-Projektion einer blauen Sonne wird auf drei große metallische Pigment-Transfer Arbeiten aus dem Jahre 1996 treffen, welche sphinxartige goldbestäubte Gesichter (der Künstlerin) zeigen, die durch Strahlensignaturen hindurch dem Betrachter entgegenschauen. Die goldfarbene Schicht auf dem überdimensionalen Gesicht, Medium einer Verfremdung, Inszenierung und Entindividualisierung, spielt mit den Assoziationen an Mysterienkulte, an die Symbolkraft des Materials Gold in archaisch-mystischen Traditionen, an Reinigung, Läuterung, Alchemie, aber auch an Glamour und Subkultur, Artistik oder Travestie. Der abgedunkelte Ausstellungsraum erzeugt mit diesen aufeinandertreffenden künstlerischen Setzungen ein Kraftfeld überwältigender Bilder und Reflexionen zu Sinn und Zustand von Mensch, Kosmos und Existenz. Die Spuren von Kristallisationen und Strahlen auf den Fotos weisen ferner auf bildgebende Verfahren, Dunkelkammer und chemische Prozesse hin. So entwickelt sich über die "coole" mediale Inszenierung und die Erhabenheit der Motive ein einzigartiger spannungsreicher Assoziations- und Erlebnisraum.
Im Schaufenster der Kunsthalle Gießen wird zudem nach Einbruch der Dunkelheit und nachts auf einem Monitor die Filmprojektion der blauen Sonne zu verfolgen sein. Zu dieser Ausstellung erscheint eine Publikation der Kunsthalle Gießen mit einem Text von Prof. Robert Fleck, Installationsaufnahmen der Ausstellung von Klaus Mettig und einem Vorwort von Ute Riese.