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Gießkannenmuseum

Lebendiges Spezialmuseum, das Alltagsdinge versammelt, die individuelle Geschichten zu erzählen haben

Des Gärtners erste Pflicht: Gießen!

Die Gießkanne als Gegenstand des alltäglichen Gebrauchs ist auf den ersten Blick eher gewöhnlich. Bestehend aus einem Wasser fassenden Gefäß, einer zarten Tülle oder einem kräftigen Rohr, einem (oder zwei) Henkeln und vielleicht einer zusätzlichen Handhabe, häufig mit abnehmbarer Brause ausgestattet, manchmal mit einer stabilisierenden Spreize, als Kännchen für den Innenbereich oder als große Freilandkanne für draußen – alle kennen und fast jeder nutzt die Gießkanne.

Doch was beim flüchtigen Betrachten banal erscheint, ist nicht nur aus formal-ästhetischer Perspektive ein interessanter und variantenreicher Gegenstand der materiellen Alltagskultur. Ob aus Zinkblech, Messing, Kupfer, Alu, Plastik, Porzellan oder Steingut, in figürliche Formen gepresst oder auf nostalgisch getrimmt, als Design-Gegenstand oder trivialer Gartenbedarfsartikel, in Kinder- oder Hobbygärtnerhand – die Gießkanne ist ein wandlungsfähiges Nutzobjekt. Für den Menschen ist sie aber auch das symbolische Werkzeug, welches ihn in eine hegende und pflegende Beziehung zur Pflanze setzt. Vielleicht lässt sich über diese besondere und durchaus emotionale Verbindung erklären, warum bislang so viel Energie und Kreativität in die Gestaltung des Gießwerkzeugs geflossen ist und immer noch fließt.

Mitmachmuseum

Das Gießener Gießkannenmuseum wurde im Jahr 2011 gegründet und widmet sich dem gesamten Kosmos des trivialen Gießgefäßes, das den Pflanzenliebhaber unabhängig vom Regen macht. Die durch Stiftungen und Dauerleihgaben generierte Sammlung rückt den Alltagsgegenstand in seiner enormen Formenfülle in den Blickpunkt und hebt weniger auf antiquarisch wertvolle oder bedeutsame Einzelstücke ab.

Stattdessen beherbergt das GiKaMu Gießkannen aller Art und in jeglichem Zustand. Dabei machen die zu den Gießkannen mitgelieferten, individuellen Herkunftsgeschichten die eigentliche Besonderheit des Museums aus. Sie binden jede einzelne Spenderin, jeden einzelnen Spender identitätsstiftend an die Sammlung und berichten vom Einsatzbereich des Gießgefäßes. Dabei verbirgt sich nicht hinter jedem Objekt eine große Erzählung. Trotzdem liefern viele Gießkannengeschichten punktuelle Einblicke in Verwendungsformen, Einsatzgebiete, Interieurs, alltägliche Routinen, Lebensbedingungen, Zeitgeist und -geschichte, Hobbys, Gestaltungswillen, Geschmack, kuriose Ereignisse, private Anekdoten oder Marotten der Vorbesitzer.

So ist die breite Beteiligung der Stadtgesellschaft eine wesentliche Zielsetzung des Gießkannenmuseums. Der Sammlungsbestand wächst stetig durch das Zutun der Gießener Bürgerinnen und Bürger und selbstverständlich auch durch das von Gästen und Sympathisanten aus aller Welt. Aus Schenkungen oder Dauerleihgaben speist sich somit der Fundus und bleibt mit seinen vielen Stifterinnen und Stiftern verbunden.

Idee & Museumsgründung

Die Stadt Gießen und die Gießkanne, das Werkzeug zum Umsetzen einer der wichtigsten Gärtnerpflichten, sind bereits durch ihren gemeinsamen Wortstamm eng miteinander verbunden. Im Rahmen eines 2010 ausgeschriebenen Ideenwettbewerbs der Stadt im Vorfeld der HessischenLandesgartenschau 2014 wurde der Impuls eines Gießener Bürgers aufgegriffen, ein Gießkannenmuseum in der Universitätsstadt an der Lahn ins Leben zu rufen – hat der Vorschlag doch einen gleichermaßen spielerischen wie ernsthaften Gehalt. Im Jahr 2011 wurde die Idee in die Praxis umgesetzt und das Gießener Gießkannenmuseum gegründet. Seitdem wächst der Sammlungsbestand stetig durch Gießkannenspenden aus aller Welt.

Inzwischen ist das GiKaMu eine Institution, die nicht mehr aus der Kulturlandschaft der Stadt Gießen wegzudenken ist. Was zunächst als temporäres Projekt begann, hat eine Eigendynamik gewonnen und sich zu einer gleichermaßen reichhaltigen, lebendigen wie kuriosen Sammlung mit überregionaler Ausstrahlung entwickelt.

Kuratoren und Trägerschaft

Das interdisziplinäre Künstlerkollektiv gärtnerpflichten – ohnehin mit Phänomenen der Alltagskultur beschäftigt und von der Stadt damit beauftragt, Kunst-, Kultur- und Vermittlungsprojekte auf den Weg zu bringen – nahm sich der Ausgestaltung der Museumsidee an. Ein Konzept und ein Rahmenprogramm waren zu entwickeln, eine Sammlung zu generieren und geeignete Räumlichkeiten zu finden.

gärtnerpflichten speist als verantwortliches Museumsteam seinen Zugang zur Dingkultur und unorthodoxen Vermittlungsformen in die Museumsarbeit ein. Schon die Idee eines partizipativen Museums rührt aus der Praxis seiner Betreiber, für die die Aspekte des Sammelns, der Teilhabe oder der performativen Gestaltung von Alltagssituationen wesentliche Momente ihrer Arbeit sind. Von seinem Ursprung her hat das Gießkannenmuseum somit künstlerische Wurzeln und ist mit der Fokussierung auf diesen Gegenstand und seinem partizipativen Ansatz einzigartig.

Trägerschaft
Träger des Gießener Gießkannenmuseums ist die Stadt Gießen. Für die Kuratierung und Betreuung des GiKaMu, sowie seine Bewerbung durch Aktionen und Rahmenprogramm ist die Künstlergruppe gärtnerpflichten verantwortlich.

Führungen

Die öffentlichen Führungen bieten spannende Einblicke in die Bestände. Dabei stehen vor allem die jeweiligen Wechselausstellungen sowie die Geschichten hinter den gespendeten Gießkannen im Vordergrund.

Führungen zu Wunschterminen - z. B. auch für Schulklassen - sind auch nach Absprache möglich: info@giesskannenmuseum.de

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