Erleben

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Stephanstraße 43 - Benjamin und Cornelie, Gertrud Berta Katz, Klara Kugelmann

Benjamin Katz
*26.08.1887 in Cuxhafen
verhaftet 1938; interniert in Buchenwald
tot an Haftfolgen am 05.09.1942 in Gießen
Stolperstein verlegt am 08.09.2010

Cornelie Katz, geb. Kugelmann
*26.02.1889 in Lauterbach
deportiert am 30.09.1942 ab Darmstadt vermutlich nach Treblinka
ermordet vermutlich in Treblinka
Stolperstein verlegt am 08.09.2010

Gertrud Berta Katz
*30.05.1922 in Gießen
deportiert am 30.09.1942 ab Darmstadt vermutlich nach Treblinka
ermordet vermutlich in Treblinka
Stolperstein verlegt am 08.09.2010

Klara Kugelmann
31.12.1891 in Herbstein
deportiert am 30.09.1942 ab Darmstadt vermutlich nach Treblinka
ermordet vermutlich in Treblinka
Stolperstein verlegt am 08.09.2010

 

Standort Stolpersteine Stephanstraße 43


Benjamin und Cornelie Katz

Benjamin Katz kam am 07.01.1920 aus Sondershausen, heute Thüringen. Sondershausen war Haupt- und Residenzstadt des Fürstentums Schwarzburg-Sondershausen. Er war Zuschneider bei der Firma Kugelmann, Stephanstraße 43.

Er heiratete am 11.08.1920 Cornelie Kugelmann, Schneiderin. Ihr Vater Isaak, *30.11.1859 in Wohra, war am 22.10.1907 von Herbstein nach Gießen gekommen. Die Familie lebte an der Adresse Ostanlage 43. Er verstarb kurz nach der Hochzeit seiner Tochter am 26.09.1920. Benjamin übernahm die Geschäfte und meldete das Schneidergewerbe auf seinen Namen an. Er betrieb seinen Beruf von der Wohnung aus.

Am 17.05.1933 musste die Familie in die Alicenstraße 30 umziehen, und diese Wohnung bereits am 15.11.1935 verlassen und an die Ostanlage 43 ziehen. Sie kehrt am 01.02.1936 zurück zur Alicenstraße 30. Vom 01.02.1939 bewohnt die Familie in der Alicenstraße 30 eine Viereinhalb-Zimmer-Wohnung, ein Zimmer diente als Schneiderei.

Nach dem 9. Nov. 1938 wird Benjamin Katz in das Konzentrationslager Buchenwald verschleppt. Dort erhält er die Nummer 23081. Nach seiner Rückkehr kann er nicht mehr als Schneider arbeiten, da er aufgrund von Misshandlungen seine Hände nicht mehr gebrauchen kann.

Seit Februar 1940 wohnt die Familie in der Walltorstr. 42.

Benjamin Katz stirbt wenige Tage nach seinem 55. Geburtstag, am 05.09.1942, und ist auf dem Neuen Friedhof in Gießen begraben. Er ist einer der letzten Juden, die 1942 in Gießen versterben und beerdigt werden.

Cornelie Katz war mit ihren Eltern und ihren Schwestern Klara, *31.12.1891 in Herbstein, und Ida, Buchhalterin, geb. 11.02.1894 in Herbstein, kam am 01.08.1914 aus Aachen nach Gießen. Sie war selbstständige Schneiderin.

 

Text: Monika Graulich

Gertrud Katz

Gertrud Berta Katz wurde am 30.05.1922 in Gießen geboren. Sie war die Tochter von Benjamin Katz und Cornelie Katz, geb. Kugelmann. Der Vater hatte seit 1920 ein Schneidergewerbe angemeldet. Die Familie lebte zunächst in der Stephanstraße 43, dann in der Alicenstraße 30 in einer Viereinhalb-Zimmer-Wohnung, von der ein Zimmer für die Schneiderei verwendet wurde. Schließlich wurde die Familie Katz gezwungen, in das jüdische Ghettohaus in der Walltorstraße 42 umzuziehen.

Gertrud war das einzige Kind ihrer Eltern. Sie wurde Ostern 1929 in die Schillerschule eingeschult und wechselte zum Schuljahr 1933/34 auf das Lyzeum. Im Herbst 1933 verließ sie das Lyzeum.

Im Klassenbuch findet sich zu ihr lediglich der Hinweis: „Ausgetreten Herbst ´33“. Als Beruf für Gertrud Katz wird später „Lernschwester“ angegeben.

Gertrud wurde zusammen mit vielen anderen Gießener Juden am 30. September 1942 nach Polen deportiert. Ihre Spur verliert sich hier. Ihr Vater starb noch in Gießen, wenige Tage bevor der Deportationszug, der seine Tochter das Leben kosten sollte, Gießen verließ. Zu Gertruds Mutter gibt es widersprüchliche Angaben, was den Zeitpunkt der Deportation anbelangt. Laut Gedenkbuch des Bundesarchivs (und OGG) wurde sie zusammen mit ihrer Tochter nach Polen gebracht, allerdings wird in einem Schreiben der Stadt Gießen aus dem Jahr 1965 als Zeitpunkt der Deportation bei Cornelie Katz der 01.12.1942 genannt.

Für Gertrud Katz wurde am 26. April 2008 – wie für weitere deportierte Schülerinnen – ein Stolperstein an der Ricarda-Huch-Schule verlegt.

Gertrud Katz weiteres Schicksal der Deportation im September 1942 teilt sie mit einer großen Anzahl Gießener Opfer.

       

Text: Trialogteam Ricarda-Huch-Schule

Klara Kugelmann

Klara Kugelmann, * 31.12.1891, ohne Beruf, lebt mit der Familie ihrer Schwester Cornelie zusammen.

Eine dritte Schwester, Ida Kugelmann, *11.02.1894 in Herbstein, lebt ebenfalls ihn Gießen. Sie ist Buchhalterin. Sie zog am 10.04.1908 nach Frankfurt, am 15.12.1917 von dort nach Gießen, wohnte ab 17.05.1933 in der Alicenstraße 30. Am 10.01.1937 zog sie um nach Karlsruhe und wohnte am 01.02.1942 wieder in Gießen, Walltorstraße 42.

Mutter Cornelie mit Tochter Gertrud und Schwester Klara wurden mit den Gießener und oberhessischen Juden in der Goetheschule Gießen gesammelt, nach Darmstadt verschleppt und am 30.09.1942 von Darmstadt aus deportiert. Zum Ziel gibt es keinen Beleg, vermutlich war es die Vernichtungsstätte Treblinka, alle Zuginsassen wurden ermordet.

 

Text: Monika Graulich

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