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Bahnhofstraße 58 - Nathan, Lina, Helene, Ruth Regina und Berta Hildegard Goldschmidt

Nathan Goldschmidt
*20.12.1891 in Stockheim, Kreis Büdingen
deportiert am 30.09.1942 ab Darmstadt
ermordet im besetzten Polen
Stolperstein verlegt am 25.06.2021

Lina Goldschmidt, geb. Stern
*31.07.1888 in Rümmelsheim/Kreuznach, Rheinprovinz
deportiert am 30.09.1942 ab Darmstadt
ermordet im besetzten Polen
Stolperstein verlegt am 25.06.2021

Helene Goldschmidt
*09.06.1920 in Gießen
deportiert am 20.03.1942 ab Darmstadt
ermordet am 25.03.1942 in Piaski
Stolperstein verlegt am 25.06.2021

Ruth Regina Goldschmidt
*03.10.1922 in Gießen
deportiert am 30.09.1942 ab Darmstadt
ermordet im besetzten Polen
Stolperstein verlegt am 25.06.2021

Berta Hildegard Goldschmidt
*15.10.1927 in Gießen
deportiert am 30.09.1942 ab Darmstadt
ermordet im besetzten Polen
Stolperstein verlegt am 25.06.2021

 

Standort Stolpersteine Bahnhofstraße 58


Nathan Goldschmidt

Nathan Hans Goldschmidt wurde am 20.01.1891 in Stockheim/Kreis Büdingen als jüngstes Kind der Eheleute Jakob und Henriette Goldschmidt, geborene Wertheimer, geboren. Er hatte zwei ältere Brüder, Isidor und Daniel. Nathan Goldschmidt kam am 18.10.1913 aus Bad Nauheim nach Gießen. Am 03.12.1919 heiratete er Rosa Stern. Sie wurde in Rümmelsheim/Kreuznach geboren. Rosa war Krankenpflegerin in Münster an der Nahe gewesen und von dort am 02.12.1902 nach Gießen gekommen.

Nathan Goldschmidt war Teilnehmer am Ersten Weltkrieg gewesen und hatte eine Kriegsverletzung davongetragen. Er übte verschiedene Tätigkeiten aus. So arbeitete er unter anderem als Silberputzer, Diener, Hausbursche im Gewerkschaftshaus und war später Händler und Vertreter bei der Firma Theisenbach. Zunächst wohnte die Familie in der Kaplansgasse 14 und ab März 1933 in der Bahnhofstraße 58.

Rosa Goldschmidt verstarb im September 1933. Ihr Mann heiratete im Januar 1934 Lina Stern, vermutlich die Schwester seiner verstorbenen Frau.

1942 musste die Familie in die Liebigstraße 37, ein jüdisches Ghettohaus, umziehen. Hildegards Onkel Daniel fasste 1946 in einem Brief die Situation mit den Worten zusammen: „Bevor Nathan deportiert wurde, putzte er Fenster, um Geld zu verdienen und lebte mit mehreren jüdischen Familien zusammen und sah schrecklich aus. Seine drei Kinder wollte er nach England schicken, dies war aber nicht mehr möglich, da der Krieg schon ausgebrochen war“.

Nathan Goldschmidt wurde mit seiner Frau und den drei Töchtern, Helene, Ruth Regina und Berta Hildegard am 30.09.1942 über Darmstadt in das besetzte Polen deportiert, vermutlich nach Treblinka. Nathan Goldschmidt wurde ermordet.

 

Text: Christel Buseck

Lina Goldschmidt

Lina Goldschmidt, geborene Stern, war die zweite Ehefrau des Nathan Goldschmidt. Sie wurde in Rümmelsheim am 31.07.1888 geboren und war in erster Ehe mit Adolf Lang verheiratet. Die Ehe wurde geschieden.

Lina Stern kam nach dem Tod von Rosa Goldschmidt am 28.11.1933 nach Gießen. Vermutlich war sie Rosas ältere Schwester, die wegen des Todesfalls ihren Schwager unterstützen wollte, denn sie war als Kinderfrau tätig. Am 10.01.1934 heirateten Nathan und Lina. Die Wohnung in der Bahnhofstraße 58 musste die Familie 1942 verlassen und in das Ghettohaus Liebigstraße 37 umziehen.

Lina Goldschmidt, ihr Mann Nathan und die Töchter Ruth Regina und Berta Hildegard wurden über Darmstadt in das besetzte Polen deportiert, vermutlich nach Treblinka. Lina Goldschmidt wurde ermordet.

 

Text: Christel Buseck

Helene Goldschmidt

Helene Goldschmidt wurde am 9. Juni 1920 in Gießen als älteste Tochter der Eheleute Nathan Hans und Rosa Goldschmidt, geb. Stern, geboren. Welche Schule sie besuchte, ist nicht feststellbar, vermutlich die Schiller- oder Goetheschule. Als Berufsbezeichnung ist bei weiteren Angaben jeweils Hausangestellte angegeben.

Im Mai 1935 zog Helene nach Wieseck. Im Alter von 16 Jahren, von Juli bis November 1936, lebte Helene in Osnabrück bei Familie Hermann Katzmann, Möserstraße 43, als Hausangestellte. Die Familie emigrierte 1938 in die USA. Helene meldete sich von dort ab nach Gießen.

Zum 01.03.1939 verzog Helene nach Wieseck, Keßlerstraße 15. Vermutlich war sie dort bei Dr. Ludwig Katz als Hausangestellte tätig.

Im April 1940 ging Helene nach Mainz. Im Mitgliederverzeichnis der Jüdischen Gemeinde Mainz vom 15.08.1941 ist sie aufgeführt. Sie wohnte in der Schusterstraße 47. Helene Goldschmidt wurde am 25. März 1942 ab Darmstadt nach Piaski deportiert und ermordet.

 

Text: Christel Buseck

Ruth Regina Goldschmidt

Ruth Regina Goldschmidt wurde am 03.10.1922 in Gießen als zweite Tochter der Eheleute Nathan und Rosa Goldschmidt, geb. Stern, geboren. Ruths Vater war Teilnehmer am Ersten Weltkrieg und trug eine Kriegsverletzung davon. Er übte verschiedene Tätigkeiten aus, unter anderem war er Händler und Vertreter bei der Fa. Theisebach. Zunächst wohnte die Familie in der Kaplansgasse 14 und ab März 1933 in der Bahnhofstraße 58 Hinterhaus.

Ruth wurde Ostern 1929 in die Schillerschule eingeschult und wechselte zum 4. Schuljahr auf die Goetheschule, die sie am 18. März 1937 nach achtjähriger Schulzeit verließ. Sie arbeitete als Hausangestellte. Ruths Mutter verstarb im September 1933. Ihr Vater heiratete im Januar 1934 Lina Stern, vermutlich die Schwester seiner verstorbenen Frau.

Bei den Dokumenten im Archiv in Mainz zur Volkszählung im Mai 1939 findet sich der Vermerk: Goldschmidt, Ruth geb. 03.10.1922 in Gießen am 19.05.1939 in Mainz, Hindenburgstraße 7 wohnhaft

Wann Ruth von Mainz zurückkam, ist nicht bekannt.

Die Familie musste in das Haus Liebigstraße 37, ein Ghettohaus, umziehen. Der Vater versuchte, seinen Kinder Ruth Regina und Hildegard die Ausreise nach England zu ermöglichen. Der Versuch scheiterte wegen des Kriegsbeginns. Ruth Regina, ihre Schwester Hildegard, ihr Vater und seine Frau Lina wurden am 14.09.1942 in der Goetheschule, die als Sammellager diente, interniert. Zwei Tage später wurden sie nach Darmstadt gebracht und am 30. September 1942 deportiert, vermutlich nach Treblinka. Ruth Regina Goldschmidt wurde ermordet.

 

Text: Christel Buseck

Berta Hildegard Goldschmidt

Berta Hildegard Goldschmidt wurde am 15. Januar 1927 als jüngste Tochter der Eheleute Nathan und Rosa Goldschmidt, geborene Stern, in Gießen geboren. Die Familie wohnte zunächst in der Kaplansgasse 14 und ab März 1933 im Hinterhaus Bahnhofstraße 58. Hildegard hatte zwei Schwestern, Ruth Regina und Helene. Ihre Mutter verstarb im September 1933. Nathan Goldschmidt heiratete im Januar 1934 Lina Stern, vermutlich die Schwester seiner verstorbenen Frau.

Hildegard wurde Ostern 1933 eingeschult. Sie besuchte die Schillerschule, die sie am 24.03.1938 verlassen musste. Jüdischen Schülerinnen und Schülern war mit der Verordnung des Stadtschulamtes ab diesem Zeitpunkt der Zugang zu den öffentlichen Schulen verwehrt. Für Hildegard war es unmöglich, nach ihrer Ausweisung aus der Schule einen Beruf zu erlernen. Wie viele andere jüdische Eltern versuchte auch Nathan Goldschmidt seinen Kindern die Ausreise nach England zu ermöglichen, was aber wegen des Beginns des Krieges nicht mehr möglich war.

In den Unterlagen zu Hildegard befindet sich die Berufsbezeichnung „Hilfsarbeiterin“, was auf Zwangsarbeit schließen lässt.

Hildegard verzog am 26.10.1940 nach Frankfurt/ Main, Bäckerweg 32. Ein Jahr später, am 28.10 1941, kam sie wieder zurück nach Gießen. Sie wohnte im Januar 1942 in der Liebigstraße 37 und ab Mai 1942 in der Landgrafenstraße 8, beides jüdische Ghettohäuser.

Hildegard wurde mit ihrem Vater, seiner Frau Lina und ihrer Schwester Ruth Regina am 30.09.1942 über Darmstadt in das besetzte Polen deportiert, vermutlich in Treblinka. Hildegard Goldschmidt wurde ermordet.

 

Text: Christel Buseck

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